'S war eine milde Maiennacht, Ich lag im Fenster spät, Hab' still geträumt und nachgedacht, Wie's oft so seltsam geht. Jüngst stand auf er am Fenster hier, Da wo die Rosen blühn, Und sah mich an und sprach mit mir, Ach, und ich liebte ihn! Da ward die holde Dämmerzeit, Da manche Mitternacht Mit ihm in süßer Einsamkeit Verplaudert und gelacht. Er kaufte mir manch buntes Band Zu sonntäglicher Zier, Und schlang es mit verwegner Hand Um Hals und Nacken mir. Auf manche Rose schenkt' ich ihm In süßverliebtem Scherz, Und er, mit warmem Ungestüm, Drückt' fester mich ans Herz. Ach, jene Rosen sind verblüht, Verblichen ist das Band, Mein Sehnen nur, mein Seufzen zieht Ihm nach in's ferne Land!
Am Fenster. Sechs Lieder von R. E. Prutz
by Heinrich Esser (1818 - 1872)
1. 's war eine milde Maiennacht  [sung text not yet checked]
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- by Robert Eduard Prutz (1816 - 1872), no title, appears in Gedichte von R. E. Prutz, in Am Fenster, no. 1
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Confirmed with Gedichte von R. E. Prutz, vierte verbesserte und vermehrte Auflage, Leipzig: J. J. Weber, 1857, pages 6-7.
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2. Mein Liebster zog  [sung text not yet checked]
Mein Liebster zog zum blut'gen Streit Weit weg von Hof' und Haus; Wohl sah er im Soldatenkleid Gar schmuck und stattlich aus. Die Trommel tönte das Dorf entlang, Sie zogen stolz vorbei, Und in der Hörner Jubel klang Wehklagen und Geschrei. Ich aber lag im Fensterlein, Hielt grünen Rosmarin, Und schaute still die blanken Reih'n An mir vorüberziehn. Und als mein Schatz gegangen kam, Die Brust zersprang mich schier, Sah er mich an mit stillem Gram Und winkt' und nickte mir. O Gott, wie ward mir da zu Sinn, Wie ward das Herz mir schwer! Ein grünes Blatt warf ich ihn hin, Daß es zum Abschied wär'. Nicht bücken durft' er sich danach, Schnell riß der Zug ihn fort, Und ach, im Staub zertreten lag, Das Blättchen und verdorrt. -- Und hat er auch kein Abschiedspfand, So hat er doch mein Herz, Das schlägt für ihn in fernem Land Mit ungestümem Schmerz.
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- by Robert Eduard Prutz (1816 - 1872), no title, appears in Gedichte von R. E. Prutz, in Am Fenster, no. 2
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Confirmed with Gedichte von R. E. Prutz, zweite Auflage, Leipzig: Otto Wigand, 1844, pages 48 - 49.
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3. Ei über die verderbte Zeit  [sung text not yet checked]
"Ei, über die verderbte Zeit! Verderbte böse Welt! Da sitzt sie nun und macht sich breit, Und thut was ihr gefällt! "Läßt immer nur zum Fenster 'naus Die losen Augen gehn, Und solltest doch nach Hof und Haus Wie and're Dirnen sehn. "Das bischen Jugend im Gesicht, Das macht dich nicht zur Frau; Drum nach den Junggesellen nicht, Nach Küch' und Keller schau." So spricht die Mutter oft und schmält, Ich aber weine still: Denn ach, sie weiß nicht, was mir fehlt, Sie weiß nicht, was ich will. Wohl viele Leute gehn vorbei Und schaun mir in's Gesicht, Die Burschen grüßen frank und frei, Ich aber seh' es nicht. Ich seh' nur dich, o dich allein, Den meine Seele liebt, In Sonnenlicht, in Mondenschein, Hellglänzned, ungebrübt! Was will doch all' die bunte Lust, Was will die eitle Welt, So lang dein Bild in tiefster Brust Mein Herz gefangen hält!
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- by Robert Eduard Prutz (1816 - 1872), no title, appears in Gedichte von R. E. Prutz, in Am Fenster, no. 3
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Confirmed with Gedichte von R. E. Prutz, zweite Auflage, Leipzig: Otto Wigand, 1844. Appears in Balladen und Romanzen, in Am Fenster, no. 3, pages 50 - 51.
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4. Der Rosenstrauch  [sung text not yet checked]
Vor meinem Fenster der Rosenstrauch Ist lange schon verdorrt; Für den er blühte, ist ja auch Schon lange, lange fort. Und blüht' ich denn nicht auch für ihn, Für ihn mit Leib und Herz? Die Rose starb vor Frost dahin, So sterb' ich wohl vor Schmerz.
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- by Robert Eduard Prutz (1816 - 1872), no title, appears in Gedichte von R. E. Prutz, in Am Fenster, no. 7
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Confirmed with Gedichte von R. E. Prutz, Leipzig: Otto Wigand, 1841. Appears in 1. Balladen und Romanzen, in Am Fenster, no. 7, page 58.
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5. Nun kommt die trübe Winterzeit  [sung text not yet checked]
Nun kommt die trübe Winterzeit Mit ihrer langen Qual; Die Schwalben ziehen auch schon weit, Weit über Berg und Thal. Und heute früh an's Fensterlein Flog eine dicht heran, Als wollt' sie sagen: laß mich ein! Und sah mich freundlich an. Da hab' ich sie zu ihm gesandt Und ihr mein Leid geklagt, Und manchen Gruß in fernes Land Hab' ich ihr angesagt. Nun kommt sie wohl heut Abend spät, O ja gewiß, sie muß! Und sagt, wie's meinem Liebsten geht, Und bringt mir seinen Gruß. Und wird's nicht eh', so ist sie doch Zum Frühling wieder hier, Und bringt von seinem Grabe noch Ein dürres Hälmchen mir.
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- by Robert Eduard Prutz (1816 - 1872), no title, appears in Gedichte von R. E. Prutz, in Am Fenster, no. 8
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Confirmed with Gedichte von R. E. Prutz, zweite Auflage, Leipzig: Otto Wigand, 1844. Appears in Balladen und Romanzen, in Am Fenster, no. 8, pages 59 - 60.
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6. Nun gute Nacht  [sung text not yet checked]
Nun gute Nacht, nun gute Ruh, Herzliebster, gute Nacht! Dein Mädchen macht das Fenster zu, Hat lang an dich gedacht. Die goldne Sterne sah ich stehn, Des Mondes Silberrand; Der Pfarrer sagt, sie gehn und drehn Sich rastlos über Land. Die ihr vom hohen Firmament Mir Trost und Frieden scheint, O Sterne, wenn ihr wandern könnt, Geht, grüßt mir meinen Freund! Und steht er einsam auf der Wacht, Der arme, liebe Mann, O hütet ihr ihn in der Nacht, Den ich nicht hüten kann! Und sagt ihm, daß euch zu ihm trieb Der Liebe Macht gebot, Und sagt ihm, daß ich treu verblieb Bis in den bittern Tod! Nun gute Nacht, nun gute Ruh, Herzliebster, gute Nacht! Und mach' auch ich das Fenster zu, Bleibt Einer doch, der wacht.
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- by Robert Eduard Prutz (1816 - 1872), no title, appears in Gedichte von R. E. Prutz, in Am Fenster, no. 9
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Confirmed with Gedichte von R. E. Prutz, zweite Auflage, Leipzig: Otto Wigand, 1844. Appears in Balladen und Romanzen, in Am Fenster, pages 61 - 62.
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