Empfangen und genähret Vom Weibe wunderbar, Kömmt er und sieht und höret Und nimmt des Trugs nicht wahr; Gelüstet und begehret, Und bringt sein Tränlein dar; Verachtet und verehret, Hat Freude und Gefahr; Glaubt, zweifelt, wähnt und lehret, Hält nichts und alles wahr; Erbauet und zerstöret Und quält sich immerdar; Schläft, wachet, wächst und zehret, Trägt braun und graues Haar. Und alles dieses währet, Wenn's hoch kommt, achtzig Jahr; [Denn]1 legt er sich zu seinen Vätern nieder, Und er kömmt nimmer wieder.
Drei Claudius Lieder
Song Cycle by Huub de Lange (b. 1955)
1. Der Mensch  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Matthias Claudius (1740 - 1815), "Der Mensch"
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View original text (without footnotes)Confirmed with Matthias Claudius, Werke, zweiter Band, sechste Auflage, [no editor named], Hamburg: Friedrich Perthes, 1841, page 108. Appears in Sämmtliche Werke des Wandsbecker Bothen, vierter Theil, Wandsbeck, 1774.
1 Petersen: "Dann"Research team for this page: Matthias Gräff-Schestag , Melanie Trumbull , Dr Siglind Bruhn
2. O Gottes Engel  [sung text not yet checked]
's ist Krieg! 's ist Krieg! O Gottes Engel wehre, Und rede Du darein! 's ist leider Krieg -- und ich begehre Nicht schuld daran zu sein! Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen Und blutig, bleich und blaß, Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen, Und vor mir weinten, was? Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten, Verstümmelt und halb tot Im Staub sich vor mir wälzten, und mir fluchten In ihrer Todesnot? Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute, So glücklich vor dem Krieg, Nun alle elend, alle arme Leute, Wehklagten uber mich? Wenn Hunger, böse Seuch' und ihre Nöten Freund, Freund und Feind ins Grab Versammleten, und mir zu Ehren krähten Von einer Leich herab? Was hülf mir Kron' und Land und Gold und Ehre? Die könnten mich nicht freun! 's ist leider Krieg - und ich begehre Nicht schuld daran zu sein!
Authorship:
- by Matthias Claudius (1740 - 1815), "Kriegslied"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Um Mitternacht  [sung text not yet checked]
Ich sehe oft um Mitternacht, Wenn ich mein Werk getan Und niemand mehr im Hause wacht, Die Stern' am Himmel an. Sie gehn da, hin und her zerstreut Als Lämmer auf der Flur, In Rudeln auch, und aufgereiht Wie Perlen an der Schnur; Und funkeln alle weit und breit Und funkeln rein und schön; Ich seh' die große Herrlichkeit Und kann mich satt nicht sehn. Dann saget, unterm Himmelszelt, Mein Herz mir in der Brust: "Es gibt noch Bess'res in der Welt Als all ihr Schmerz und Lust." Ich werf mich auf mein Lager hin, Und liege lange wach, Und suche es in meinem Sinn, Und sehne mich danach.
Authorship:
- by Matthias Claudius (1740 - 1815), "Die Sternseherin Lise"
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note: in Jakob's setting, he adds a stanza of his own at the end:Und irgendwann fühl' ich es dann, Mein Vater, das bist Du! Und dem, der nachts noch staunen kann, Zwinkern's die Sterne zu.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]