Ich bin die Rose auf der Au, Die still in Düften leuchtet; Doch du, o Liebe, bist der Thau, Der nährend sie befeuchtet. Ich bin der dunkle Edelstein, Aus tiefem Schacht gewühlet: Du aber bist der Sonnenschein, Darin er Farben spielet. Ich bin der Becher von Krystall, Aus dem der König trinket; Du bist des Weines süßer Schwall, Der purpur ihn durchblinket. Ich bin die trübe Wolkenwand, Am Himmel aufgezogen; Doch du bist klar auf mich gespannt Als bunter Regenbogen. Ich bin der Memnon stumm und todt Von Wüstennacht bedecket; Du hast den Klang als Morgenroth In meiner Brust erwecket. Ich bin der Mensch, der vielbewegt Durchirrt das Thal der Mängel; Du aber bist's, die stark mich trägt, Ein lichter Gottesengel.
Lieder-Cyklus : fünf Gedichte von Emanuel Geibel
Song Cycle by Édouard de Hartog (1829 - 1909)
1. Ich bin die Rose auf der Au  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), no title, appears in Jugendgedichte, in 1. Erstes Buch, in Lieder als Intermezzo, no. 10
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Gondoliera  [sung text not yet checked]
O komm zu mir, wenn durch die Nacht Wandelt das Sternenheer, Dann schwebt mit uns in Mondespracht Die Gondel übers Meer. Die Luft ist weich wie [Liebesscherz]1, Sanft spielt [der goldne]2 Schein, Die [Zither]3 klingt und zieht dein Herz Mit in die Lust hinein. [O komm zu mir, wenn durch die Nacht Wandelt das Sternenheer, Dann schwebt mit uns in Mondespracht Die Gondel übers Meer.]4 [Das ist für Liebende die Stund', Liebchen, wie ich und du; So friedlich [blaut]5 des Himmels Rund, Es schläft das Meer in Ruh.]6 Und wie es schläft, [da]7 sagt der [Blick]8, Was [keine]9 Zunge spricht, [Die Lippe]10 zieht sich nicht zurück, [Und wehrt dem Kusse nicht.]11 [O komm zu mir, wenn durch die Nacht Wandelt das Sternenheer, Dann schwebt mit uns in Mondespracht Die Gondel übers Meer.]4
Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Gondoliera", appears in Jugendgedichte, in 2. Zweites Buch, in Berlin
Based on:
- a text in English by Thomas Moore (1779 - 1852), "Oh, come to me when daylight sets", appears in National Airs, volume I, first published 1818
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , "Gondola song", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Barcarolle", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Gianni Franceschi) , "Gondoliera", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- SPA Spanish (Español) (Elisa Rapado) , copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
1 Grimm: "Liebesschmerz" [sic]
2 Marschner: "im gold'nem"
3 Hensel: "Cither"
4 omitted by Petzold
5 Grimm: "ruht"
6 Schumann:
Dies ist für sel'ge Lieb' die Stund, Liebchen, o komm und schau, so friedlich strahlt des Himmels Rund, es schläft des Meeres Blau.7 Schumann: "so"
8 Grimm: "Mund"
9 Grimm, Hensel, Petzold, Schumann, Raff: "nie die"
10 Schumann: "Das Auge"
11 Schumann: "zurück die Seele nicht"
Research team for this page: Sharon Krebs [Guest Editor] , Johann Winkler
3. Wenn die Sonne lächelt  [sung text not yet checked]
Wenn die Sonne [hoch]1 und heiter Lächelt, wenn der Tag sich neigt, Liebe bleibt die goldne Leiter, Drauf das Herz zum Himmel steigt; Ob der Jüngling sie empfinde, Den es zur Geliebten zieht, Ob die Mutter sie dem Kinde Sing' als süßes Wiegenlied, Ob der Freund dem Freund sie spende, Den er fest im Arme hält, Ob der hohe Greis sie wende Auf den weiten Kreis der Welt, Ob der Heimat sie der Streiter Zolle, wenn er wund sich neigt: Liebe bleibt die goldne Leiter, Drauf das Herz zum Himmel steigt.
Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), no title, appears in Jugendgedichte, in 1. Erstes Buch, in Lieder als Intermezzo, no. 1
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View original text (without footnotes)1 Sommer: "hell"; further changes may exist not noted above.
Researcher for this page: Harry Joelson
4. Schmetterling  [sung text not yet checked]
Ein Wetterfähnlein ist mein Sinn, Er schwankt und wankt im Lieben, Er dreht sich her und dreht sich hin, Von jedem Wind getrieben. Ich weiß nicht, ist's mit mir allein, Mag's andern auch so gehen? An jedem Fenster groß und klein Muß ich was Holdes sehen. Heut klopf' ich bei der Blonden an Und morgen bei der Braunen, Und übermorgen muß ich dann Der Schwarzen Reiz bestaunen. Nur kann ich nimmer allzulang Bei einer mich verweilen; Macht mich ein dunkles Auge krank, Ein blaues muß mich heilen. Und leicht gewogen hier am Ort Sind mir die ros'gen Schönen, Denn jede hört ein Liebeswort Zur Zither gern ertönen, Und jede schwärmt auf ihre Art Beim sanften Glanz der Sterne, Und machst du's nur ein wenig zart, So küßt auch jede gerne. So fliehn mir denn in leiser Spur Dahin die schnellen Stunden; Ich seufze nicht, ich singe nur Und weiß von keinen Wunden; Bald bin ich dort, bald bin ich hier, An Scherz und Spiel mich labend, Und jeder Tag bringt Lieder mir Und Küsse jeder Abend.
Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Schmetterling", appears in Jugendgedichte, in 1. Erstes Buch, in Lübeck und Bonn
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Der blaue Kranz ist meine Lust  [sung text not yet checked]
Kornblumen flecht' ich dir zum Kranz Ins blonde Lockenhaar. Wie leuchtet doch der blaue Glanz Auf goldnem Grund so klar! Der blaue Kranz ist meine Lust; Er sagt mir stets auf's neu, Wohl keine sei in tiefster Brust Wie du, mein Kind, so treu. Auch mahnt sein Himmelblau zugleich Mich heimlich süßer Art, Daß mir ein ganzes Himmelreich In deiner Liebe ward.
Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), no title, appears in Jugendgedichte, in 1. Erstes Buch, in Lieder als Intermezzo, no. 11
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission