»Ritter, treue Schwesterliebe Widmet Euch dieß Herz, [Fodert]1 keine andre Liebe, Denn es macht mir Schmerz. Ruhig mag ich Euch erscheinen, Ruhig gehen sehn. [Eurer]2 Augen stilles Weinen Kann ich nicht verstehn.« Und er hörts mit stummem Harme, Reißt sich blutend los, Preßt sie heftig in die Arme, Schwingt sich auf sein Roß, Schickt zu seinen Mannen allen In dem Lande Schweiz, Nach dem heil'gen Grab sie wallen, Auf der Brust das Kreuz. Große Thaten dort geschehen Durch der Helden Arm, Ihres Helmes Büsche wehen In der Feinde Schwarm, Und des Toggenburgers Nahme Schreckt den Muselmann, Doch das Herz von seinem Grame Nicht genesen kann. Und ein Jahr hat er's [getragen]3, Trägt's nicht länger mehr, Ruhe kann er nicht erjagen, Und verläßt das Heer, Sieht ein Schiff an Joppe's Strande, Das die Segel bläht, Schiffet heim zum theuren Lande, Wo ihr Athem weht. Und an ihres Schlosses Pforte Klopft der Pilger an, Ach! und mit dem Donnerworte Wird sie aufgethan: »Die Ihr suchet, trägt den Schleier, Ist des Himmels Braut, Gestern war [des Tages]4 Feier, Der sie Gott getraut.« Da verlässet er auf immer Seiner Väter Schloß, Seine Waffen sieht er nimmer, Noch sein treues Roß, Von der Toggenburg hernieder Steigt er unbekannt, Denn es deckt die [edeln]5 Glieder Härenes Gewand. Und erbaut sich eine Hütte Jener Gegend nah, Wo das Kloster aus der Mitte Düstrer Linden sah; Harrend von des Morgens Lichte Bis [zu Abends Schein]6, Stille Hoffnung im Gesichte, Saß er da allein. Blickte nach dem Kloster drüben, Blickte Stundenlang Nach dem Fenster seiner Lieben, Bis das Fenster klang, Bis die Liebliche sich zeigte, Bis das theure Bild Sich ins Thal herunter neigte, Ruhig, engelmild. Und dann legt er froh sich nieder, Schlief getröstet ein, Still sich freuend, wenn es wieder Morgen würde seyn. Und so saß er viele Tage, Saß viel Jahre lang, Harrend ohne Schmerz und Klage, Bis das Fenster klang. Bis die [Liebliche]7 sich zeigte, Bis das theure Bild Sich ins Thal herunter neigte, Ruhig, engelmild. Und so saß er, eine Leiche, Eines Morgens da, Nach dem Fenster noch das bleiche Stille Antlitz sah.
Kleine Balladen und Lieder, Heft I
by Johann Rudolf Zumsteeg (1760 - 1802)
1. Ritter Toggenburg  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Friedrich von Schiller (1759 - 1805), "Ritter Toggenburg", written 1797
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "El cavaller Toggenburg", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Ridder Toggenburg", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (George MacDonald) , "Ritter Toggenburg", appears in Rampolli: Growths from a Long Planted Root. Being Translations, New and Old, Chiefly from the German, first published 1897
- ENG English (Malcolm Wren) , "Toggenburg the Knight", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le chevalier Toggenburg", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Musen-Almanach für das Jahr 1798, herausgegeben von Schiller. Tübingen, in der J.G.Cottaischen Buchhandlung, pages 105-109; and with Gedichte von Friederich Schiller, Erster Theil. Zweite von neuem durchgesehene Auflage. Leipzig, 1804, bei Siegfried Lebrecht Crusius, pages 73-77.
1 Schubert (printed editions): "Fordert"2 Schubert (Neue Gesamtausgabe, first version): "Euer"
3 Zumsteeg, Schubert: "ertragen"
4 Zumsteeg, Schubert: "der Tag der"
5 Schubert: "edlen"
6 Zumsteeg: "zu Abendsschein"; Schubert (not in first version): "zum Abendschein"
7 Zumsteeg: "Liebende"
Research team for this page: Martin-Beatus Meier , Peter Rastl [Guest Editor]
2. Ahndung  [sung text checked 1 time]
O Abendsonn', o Holde, Woher so bleich und blaß? Du malst mit mattem Golde Der Flur verfalbend Gras. Die gelben Stoppelfelder, Die halb entlaubten Wälder, Das kranke Abendrot, Verkünden Grab und Tod. Du weckst mir leise Trauer, O herbstliche Natur. Es wehen Gräberschauer Auf der erstorbnen Flur. Die öden Stoppelräume, Die blätterlosen Bäume, Das Kraut, das Gras, das Moos, Verkünden mir mein Loos. Das Loos der Erdenbürger Ist: blühen und verblühn. Den grimmen Menschenwürger, Wer hemmt, wer bändigt ihn! Wir altern, wir erkranken, Wir taumeln, schwindeln, schwanken Und sinken, rettungslos, O Grab in deinen Schoos. Wer weiß, wer weiß, Elise, Wie bald dein Starker fällt! Wer weiß, wie bald der Riese Auf ihn den Bogen schnellt! Dann hat er ausgelitten, Auf immer ausgestritten, Auf immer ausgeschwärmt, Und satt sich, satt gehärmt. Wer weiß, wer weiß, o Rose, Wie bald der Sturm dich pflückt, Wie bald der Schonungslose Dich, schlanke Lilie, knickt! Dann rollen deine Blätter Verwelkt umher im Wetter. Den Halm zerstört der Wurm; Den Staub verweht der Sturm. Vertraute meiner Schmerzen, Genossin meiner Lust, Noch schlagen unsre Herzen, Noch schwillt uns Brust an Brust. O, laß uns fest verschlungen, Umwunden und umrungen, Auf schroffer Felsen Bahn Dem Ziele ruhig nahn, Es glänzt, es glänzt den Treuen Ein palmumpflanztes Ziel. Erquickung weht im Freien; Die Palme rauscht so kühl! Sie sinken, festverschlungen, Umwunden und umrungen, In deinen Schoos hinab, Gesellschaftliches Grab!
Authorship:
- by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818), "Ahndung", appears in Poesieen
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Confirmed with Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten, Poesieen, erster Band, Leipzig: Heinrich Gräff, 1798, pages 111 - 113.
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3. Una  [sung text checked 1 time]
Bleich flimmert in stürmender Nacht Der Mond durch die klirrenden Fenster, Als Una zur Zeit der Gespenster Aus drückenden Träumen erwacht. Und düstres Gemurmel umschlich Ihr Lager, wie ängstliche Klagen, Dann schien ihr ein Seufzer zu sagen: O weine nicht länger um mich! Guglielmo, sie kannte den Ton, Es trugen dich innig Betrübten Aus Armen der einzig Geliebten Die tosenden Fluten davon, Vor Schrecken entfärbte sie sich Und wagte das Haupt nicht zu heben, Und wieder vernahm sie mit Beben: O weine nicht länger um mich! Hoch klopfte die wallende Brust; Das Licht ihrer Augen ward trübe; Noch war sie entbehrender Liebe, Sie war sich nichts weiter bewußt! Eh langsam ihr Pulsschlag entwich, Vollbrachte der Zeiger die Stunde, Da rief es mit scheidendem Munde: O weine nicht länger um mich! Des Morgens belebender Blick Erheitert den Himmel aufs neue. Nie kehrte für Una, die Treue, Ein Morgen der Liebe zurück. Da wandte zum Meere sie sich: - Guglielmo, die Liebende haben, Dich suchend, die Wellen begraben! Nun weint sie nicht länger um dich!
Authorship:
- by Friedrich Ludwig (Wilhelm) Meyer (1759 - 1840)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Linda Godry) , "Una", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
4. Alles um Liebe  [sung text checked 1 time]
Was ist es, das die Seele füllt?
Ach Liebe füllt sie, Liebe!
Sie füllt nicht Gold, noch Goldeswerth,
Nicht, was die öde Welt begehrt,
Sie füllt nur Liebe, Liebe!
Was ist es, das die Sehnsucht stillt?
Ach, Liebe stillt sie, Liebe!
Sie stillt nicht Titel, Stand noch Rang,
Und nicht des Ruhmes Schellenklang;
Sie stillt nur Liebe, Liebe!
Was ist's, wonach das Herz zerlechzt?
Es lechzet, ach, nach Liebe!
Es schmachtet nicht nach Druck und Kuß,
Nicht nach der Wollust Vollgenuß;
Es schmachtet nur nach Liebe.
Gern geb' ich, was ich hab' und bin,
Gern geb' ichs hin um Liebe.
Des Reichthums bunter Seifenschaum,
Der Wollust Rausch, des Ruhmes Traum,
Was frommt mirs ohne Liebe?
Viel süßer ist's, gering und arm
An treuer Brust verschmachten,
Als ungeliebt und liebelos
Den Tag verprassen, und im Schooß
Der Wollust übernachten!
O liebe Traute, liebe mich,
So wahr, wie ich dich liebe!
Dann schwinde Ruhe, Ruhm und Glück!
Nimm alles, alles hin, Geschick;
Mir gnügt Ellwinens Liebe.
Und wär' ich in der Sklaverey,
In freundeloser Wildniß,
Und wäre dein, nur dein gewiß,
So wäre Sklaverey mir süß,
Und Paradies die Wildniß.
[ ... ]
Und hüllte Todesfinsterniß
Dich, meines Lebens Sonne,
Und stürb' ich nur, von Ihr gemeint,
Von Ihr beklagt, von Ihr beweint,
So stürb' ich, ach, [mit]1 Wonne!
Viel besser ist's, jung, kräftig, kühn
Im Arm der Liebe sterben,
Als ungeliebt und liebelos
In dumpfer Freuden mattem Schooß
Veralten und verderben!
Authorship:
- by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818), "Alles um Liebe"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Alles voor liefde", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Everything for love", copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Tout pour l'amour", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Ludwig Theoboul Kosegarten's Poesieen. Zweiter Band. Leipzig bei Heinrich Gräff. 1798, pages 185-187.
1 Zumsteeg: "in"Researcher for this page: Peter Rastl [Guest Editor]
5. An Ida  [sung text checked 1 time]
Schwellen nicht Seufzer, meine süße Ida, Deinen gewölbten Busen, wann das Frührot Deines Gemaches weise Wände rötet, Oder das Spätrot? Weht es nicht dann um dich, wie Geistgelispel? Haucht es nicht warm dich an, wie Kußgelispel? Zittern nicht helle Tränen In des Auges goldenen Wimpern? Dieses Schauern, Geliebte, dieses Zittern, Dieses Wehen und Rauschen laß dich mahnen, Daß dein Treuer dein denkt, Daß dein Verlassner fern um dich trauert. Ja, ich gedenk' an dich, mein süßes Mädchen, Ja, ich traur' um dich, wenn Gottes Frührot Meine Fenster rötet, Und wann die Tauflur schimmert im Spätrot. Ida, wann werd' ich dich wiedersehen, Wann um den Schwanenhals dir brünstig fallend, Wann, wann, mit des Busens Fluten steigend, Sinkend, Liebe dir wimmern?
Authorship:
- by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818), appears in Poesieen
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Confirmed with Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten, Poesieen, erster Band, Leipzig: Heinrich Gräff, 1798, pages 313 - 314.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Melanie Trumbull
6. Liebe  [sung text checked 1 time]
Nichts rundum erforschen des Endlichen Blicke, Was höher als Liebe, beglück' und entzücke, Was näher, als Liebe dem Himmel uns rücke! Denn Liebe vereiniget bald Die Herzen mit Zaubergewalt, Als trügen je Zwei nur Eine Gestalt - Drum ist die Sage nicht wahr: "Recht lieben bringe Gefahr." Recht lieben bringt keine Gefahr, - Für ein getreues Paar. Die Seele, dem Hauche des Schöpfers entronnen, Ist mehr als die Erden, die Monde, die Sonnen Mit ihren vergänglichen Prachten und Wonnen, Doch hat es die Liebe vermocht, Und schmeichelnd sie unterjocht. Das fühlt, wem ein Herz im Busen pocht. Drum ist die Sage nur Scherz: "Recht lieben bringe Schmerz." Recht lieben bringt keinen Schmerz, Erfreut ein treues Herz! O liebet und laßt den Betörten sich weiden An lockenden sinneberauschenden Freuden. Sie täuschen, enteilen und schmerzen im Scheiden. Doch Freuden der Liebe sind treu, Beseligen immer neu, Geleiten uns einst die Grüfte vorbey! - Drum ist die Sage nur Spott: "Recht lieben bringe Not." Recht lieben bringe keine Not, Erfreut bis in den Tod.
Authorship:
- by (Johann Christoph) Friedrich Haug (1761 - 1829)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]7. Nachtgesang  [sung text checked 1 time]
Tiefe Feyer Schauert um die Welt. Braune Schleyer Hüllen Wald und Feld. Trüb und matt und müde Nickt jedes Leben ein, Und namenloser Friede Umsäuselt alles Seyn! Wacher Kummer, Verlaß ein Weilchen mich! Goldner Schlummer, Komm und umflügle mich! Trockne meine Thränen Mit deines Schleyers Saum, Und täusche, Freund, mein Sehnen, Mit deinem schönsten Traum. Blaue Ferne, Hoch über mich erhöht! Heil'ge Sterne, In hehrer Majestät! Sagt mir, ist es stiller, Ihr Funkelnden, bey euch, Als in der Eitelkeiten Aufruhrvollem Reich?
Authorship:
- by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818), "Nachtgesang", written 1787, first published 1787
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Cant de la nit", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Nachtgezang", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Malcolm Wren) , "Night song", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Chant nocturne", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Francesco Campanella) , "Canto notturno", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
- NOR Norwegian (Bokmål) (Marianne Beate Kielland) , "Nattsang", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with L.T.Kosegarten's Poesieen, Neueste Auflage, Zweyter Band, Berlin 1803, pages 10-11; and with Ludwig Theoboul Kosergarten's Poesieen. Zweiter Band. Leipzig bei Heinrich Gräff. 1798, pages 281-282. Kosegarten's poem is slightly different in later editions (see below).
First published in a slightly different version in Poetische Blumenlese, aufs Jahr 1788. Göttingen, bey Johann Christian Dieterich, pages 157-158.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Peter Rastl [Guest Editor]
8. Schlachtgesang  [sung text checked 1 time]
Wie erscholl der Gang des lauten Heers Von dem Gebirg in das Tal herab, Da zu dem Angriff bei dem Waldstrom das Kriegslied Zu der vertilgenden Schlacht und dem Siege den Befehl rief! Mit herab zu großer Taten Ernst! Zu der unsterblichen Rettung Ruhm! Die am Gebirg bei dem Strom stolz uns erwarten, Und im Gefilde der Schlacht mit dem Donner in dem Arm stehn, O Tyrannenknechte sind sie nur! Und vor dem Drohn des gesenkten Stahls, Vor dem Herannahn, und dem Ausspruch der Freien, Die sich dem Tode gelassener heiligen, entfliehn sie!
Authorship:
- by Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 - 1803), "Schlachtgesang", appears in Oden
- sometimes misattributed to Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818)
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Note: the Zumsteeg setting is misattributed to Kosegarten.Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
9. Minnelied  [sung text checked 1 time]
Wohl alle Gedanken Des Herzens vereine Ich ohne Wanken Besorglich für das Eine, Wie ich bescheine, Daß ich schon lange Mit Sange Sie meine, Mit treuem Mute, Die Reine, Die Gute! Euch dank' ich, ihr Sinne, Die freundliche Lehre, Daß ich sie minne, Die Glut geschäftig nähre, Und Liebchens Ehre In neuen Weisen Zu preisen Begehre. Ja! ich ersehne Die Hehre, Die Schöne! Wo ist, der die Stunden Des Heiles beschriebe, Wenn, überwunden, Sie mein aus zartem Triebe, Mein würd' und bliebe! Wie Sie von Leiden Zu Freuden Mich hübe, Zum Paradiese! Die Liebe, Die Süße!
Authorship:
- by (Johann Christoph) Friedrich Haug (1761 - 1829)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]10. An Cidli  [sung text checked 1 time]
Zeit, Verkündigerin der besten Freuden, Nahe selige Zeit, dich in der Ferne Auszuforschen, vergoß ich Trübender Thränen zu viel! Und doch komst du! O dich, ja Engel senden, Engel senden dich mir, die Menschen waren, Gleich mir liebten, nun lieben Wie ein Unsterblicher liebt. Auf den Flügeln der Ruh', in Morgenlüften, Hell vom Thaue des Tags, der höher lächelt, Mit dem ewigen Frühling, Kommst du den Himmel herab. Denn sie fühlet sich ganz, und gießt Entzückung In dem Herzen empor die volle Seele, Wenn sie, daß sie geliebt wird, Trunken von Liebe, sichs denkt!
Authorship:
- by Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 - 1803), "An Sie", written 1752
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Aan haar", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Time, announcer of the best joys", copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "À elle", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "A lei", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Klopstocks Oden. Erster Band. Leipzig bey Georg Joachim Göschen. 1798, pages 124-125; and with Oden von Klopstock. WIEN, gedruckt bey Joh. Thomas Edlen von Trattnern, k.k. Hofdruckern und Buchhändlern. 1784, pages 155-156.
Note: The title is An Cidli in the 1784 edition, and An Sie in the 1798 and subsequent editions.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Peter Rastl [Guest Editor]
11. Robert und Käthe  [sung text checked 1 time]
Noch hörte mich die Mitternacht um meinen Robert schrei'n; Dann schwankt' ich in mein Schlafgemach, verlassen und allein. Es fiel, und Graun durchzuckte mich, der matte Geisterblick Des blassen Wanderers der Nacht vom Bett auf mich zurück. Von Ahndung schaudernd legt' ich mich; ich schloß die Augen zu; Doch sah ich meinen Robert noch, und fand nicht Rast noch Ruh. Auf meinem Lager wälzte mich Verzweiflung her und hin; Die ganze Welt schien mir ein Grab, und ich lag trostlos drinn. Auf einmal losch das Mondlicht aus, und Sturmgeheul begann. Es wankten Fenster, Bett und Haus, und ich lag ohne Mann. Der Blitz durchschlängelte die Nacht mit fürchterlichem Licht; Es schien, als riefe laut und hehr der Donner zum Gericht. Ach Gott! ach ew'ger Gott! rief ich! Erbarmen! Wehe mir! O Robert! Robert! wär' ich doch gestorben und bei dir! Da schwebte, bleich und abgezehrt, ein Bild vom Fenster her. Hilf Gott! es war mein toter Mann! es war leibhaftig Er! Wie eine Taube senkt' er sich sanft auf sein Lager hin; Sein Blick war still, sein Auge matt; doch glimmte Liebe drinn. Er reichte freundlich mir die Hand, die meine griff nach ihr. Umsonst! ich faßte leere Luft. Mein Blut ward Eis in mir. Ach! bist du glücklich? rief ich ihm; Wie? oder ewig tot? Er lächelt' Engeln gleich, und sprach Gott ist ein guter Gott! Kind! bleibst auch du, wie bisher, gut wirds gut auch dir ergehn. Wir werden uns nach deinem Tod auf ewig wieder sehn. Schon nickt' er mir das Lebewohl mit liebevollem Blick, Schon glitt er hin, schon wollt' er fliehn; ich rief ihn bang zurück. O! Robert! Robert! harre noch! Mir droh'n Gefahr und Pein. Zurück kehrt Werner von der See, und will um Käthe frei'n, Mich zwingen mit Gewalt und List die Seinige zu sein, Und bin ich nicht auf ewig dein? Bist du nicht ewig mein? Muß ich gehorchen? darf ich? sprich, ob ich soll und kann? Sein tränend Auge winkte, Nein! und sein Gebild zerrann.
Authorship:
- by Friedrich August Clemens Werthes (1748 - 1817)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]12. Raymund und Ottilie  [sung text checked 1 time]
Subtitle: Ein Winterstück
Es war ein Winterabend und wehte bitter kalt, Und tiefer Schnee bedeckte den Weg im öden Wald; Als die verirrte Ottilie mit lautem Weh und Ach! Ihr Kind in beide Arme schloß, und wimmernd also sprach: "O! grausam war mein Vater, der aus dem Haus nicht stieß; Und grausam meine Mutter, die mir kein Mitleid wies, Und grausam ist der scharfe Wind der mir so grimmig blies; Doch grausamer ist Raymund noch, der mich um Geld verließ. Husch! husch! mein armer Junge! Wärm' dich an meiner Brust! O! wäre deinem Vater, wie's uns erging, bewußt; So grausam als er ist, wüßt' er, wie's uns ergeht, mein Kind, In seinen Armen trüg' er uns hinweg aus diesem Wind. Kalt! kalt! mein süßer Knabe! Du bist zu schwach, zu zart! Erwärmt ihn, heiße Tränen! Weh mir! dahin! erstarrt! Die heiße Träne wird zu Eis, eh sie hinunter fällt. Nun arme Mutter, hab' ich nichts, nichts mehr auf dieser Welt." Verzweiflung warf sie nieder auf den beeisten Schnee! Sie küßt die kleine Leiche mit unnennbarem Weh. Wild küßt sie Stirne, Wang' und Mund, sieht trostlos auf zu Gott, Legt ihren Knaben neben sich, sinkt auf ihn, und ist tot.
Authorship:
- by Friedrich August Clemens Werthes (1748 - 1817)
Based on:
- a text in English by Anonymous/Unidentified Artist [text unavailable]
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]13. Rundgesang  [sung text checked 1 time]
Mädchen und Jünglinge, Männer und Frauen Sind hier im traulichen Kreise zu schlauen. Eine der seltenen Stunden der Lust Rötet das Antlitz, und schwellet die Brust. O küßt und trinkt! Die Freude winkt! Kuß und Wein, Wein und Kuß - Wonneverein! Wonnegenuß! Tadle heut, Mutter Vernunft, du Gestrenge, Nicht Dithyramben und Liebesgesänge, Nicht, wenn die Schöne Credenzerin ist, Und der begeisterte Trinker sie küßt! O küßt und trinkt... Grämlerin Eifersucht fliehe von hinnen, Wenn wir das Pfänder - und Kußspiel beginnen! Heute kein warnendes Cato - Gesicht! Regelt die Schäkerin Fröhlichkeit nicht! O küßt und trinkt... Heute kein blödes und sprödes Geziere! Amor, der gnädigste König regiere! Bacchus gekeltertes feuriges Blut Stärk' und belohne der Küßenden Mut! O küßt und trinkt... Stille von häuslichen, amtlichen Grillen! Jocus vergolde, versüße die Pillen! Fühlt und erhöht der Geselligkeit Glück, Scherz auf den Lippen, und Schalkheit im Blick! O küßt und trinkt... Stille vom langen verderblichen Kriege! Rühmt nur der Schönen erfreuliche Siege! Nichts von der streitigen Grenze, dem Rhein! Preiset nur seinen balsamischen Wein! O küßt und trinkt... Schleichet nicht weg um die Mitternachtsstunde! Singet und klinget ein »Hoch« in die Runde! Immer zu frühe noch krähet der Hahn Freundlichen Abschied und Dämmerung an. O küßt und trinkt... Endlich gebietet Aurora bescheiden, Auszurasten von Taumel der Freuden! Liebchen drückt jeder noch still an die Brust, Ach! und in Träumen erneue die Lust! O küßt und trinkt...
Authorship:
- by (Johann Christoph) Friedrich Haug (1761 - 1829)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]14. Klagelied  [sung text checked 1 time]
Matt erstirbt der Hoffnung letzter Schimmer. Wild und blutig tobt der Strom der Zeit. Umgestürzte Thronen, Völkertrümmer Reißt er fort in die Vergangenheit. Öde stehen eure Heiligtümer, Wahrheit, Recht, Vernunft und Menschlichkeit! Fließe, fließe, wehmutsvolle Träne! Dringet durch die Wolken, Trauertöne. Welle! wie der Sturm der Rache wütet! Fruchtlos fleht der Menschen Angstgeschrei. Jedes Glück des Lebens abgeblütet! Eine weite bange Wüstenei! Wo Zerstörung noch nicht schreckt, da brütet Elend schwangre blinde Meuterei. Fließe, fließe, wehmutsvolle Träne! Dringet durch die Wolken, Trauertöne. Uns entlockt von unserm stillen Gleise Trug, der Menschen Götterglück verheißt. Lüstern seh'n wir nach der losen Speise, Die der Name Freiheit übergleißt; Die gekostet, ach! im Wirbelkreise Tausendfacher Not in Abgrund reißt. Fließe, fließe, wehmutsvolle Träne! Dringet durch die Wolken, Trauertöne. Nicht die Freiheit, die genährt im Schoose Mit der Weisheit, ihren Zwang nur kennt; Nein, die brüllende, die zügellose, Welche Ziel und Schranken überrennt: Räuberfreiheit warf die Unglücksloose: Und die unlöschbare Flamme brennt. Fließe, fließe, wehmutsvolle Träne! Dringet durch die Wolken, Trauertöne. Väter, Mütter, Wittwen, Bräute weinen; Jede Wohnung ist ein Trauerhaus. Übersä't von splitternden Gebeinen Giebt das Land für Halme Schmerz und Graus; Und in stummen ausgeraubten Scheunen Rauft Verzweiflung sich die Haare aus. Fließe, fließe, wehmutsvolle Träne! Dringet durch die Wolken, Trauertöne. Keiner wird des Brüderwürgens müde, Erd' und Hölle steh'n in ew'gen Bund. Unaufhörlich schwelgt die Eumenide; Unersättlich ist des Todes Schlund. Nimmer tönt das süße Trostwort: Friede! Und die arme Menschheit geht zu Grund. Fließe, fließe, wehmutsvolle Träne! Dringet durch die Wolken, Trauertöne.
Authorship:
- by Friedrich August Clemens Werthes (1748 - 1817)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]15. Sehnsucht, an W.  [sung text checked 1 time]
Kennst du den Fluß, auf dessen schwarzen Wellen Der goldne Strahl der Sonne niemals fiel? Der Schwermut Nacht vermag er zu erhellen, Er endet schnell der Leidenschaften Spiel. Wer aus ihm schöpft, Heil dem! verlorne Ruhe kehret In seine Brust zurück, wie er den Becher leeret, Es sinkt vor ihm erschlafft in ihrem schnellsten Schwung Die Geissel des Gefühls und der Erinnerung. Ach! es verlangt mein Herz mit Ungestüm Nach ihm, nach ihm! Kennst du den Ort, der öde, still und düster Sein Obdach gern dem Heimatlosen beut? Auf den ihr Laub mit schaurigem Geflüster Im Mondenschein die Tränenweide streut; Wo kein geheimer Gram des Dulders Schlummer störet, Von ew'ger Lieb' und Treu' kein Trugbild ihn betöret. Wo nun - heißliebend einst, und Ach! einst heiß geliebt - Vergessen, fühllos, kalt, das arme Herz zerstiebt, Ach! es verlangt mein Herz mit Ungestüm Nach ihm, nach ihm! Kennst du den Freund, der aus der Erdenwüste Dem Leidenden zur schönen Heimat winkt? Er bringt ihn an des Friedens stille Küste, Wo dankbar in des Retters Arm er sinkt, Der, von der Ruderbank des Lebens losgekettet, Den, der auf Dornen lag, sanft wie auf Rosen bettet, Und stumm, doch Trost im Blick, nach jenem Lande zeigt, Wo keine Träne fließt, wo jede Klage schweigt. Ach! es verlangt mein Herz mit Ungestüm Nach ihm, nach ihm! Kennst du das Land, das mit des Himmels Frieden Verschmähter Lieb' entweihter Freundschaft lohnt? Nur dort heilt Ruh' das Herz des Lebensmüden; Wo ew'ge Lieb' und ew'ge Treue wohnt: Wo kein Verhältnis drückt, wo jede Täuschung schwindet, Und was sich einst geliebt, sich liebend wieder findet, Wo kein Verkannter seufzt, wo kein Verstossner weint, Und was das Leben schied - die Ewigkeit vereint; Ach! es verlangt mein Herz mit Ungestüm Nach ihm, nach ihm!
Authorship:
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]16. An die Flasche  [sung text checked 1 time]
Wir werden Staub und Asche Nur zu bald sein; Drum eil', o süße Flasche, Und gieb uns Wein! Von Gram und Sorgen wasche Das Herz uns rein; Und gieße, süße Flasche, Nur Lust hinein!
Authorship:
- by Friedrich August Clemens Werthes (1748 - 1817)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]17. Melancholikon  [sung text checked 1 time]
Schöne Himmelssonne, Mild und hold und hehr, Urquell aller Wonne, Wogend Flammenmeer! So blaß sind deine Schimmer! So matt sind deine Flimmer! Heldin, ist der Köcher deiner Pfeile leer? Öde Stoppelfelder, Blumenarme Flur, Ausgestorbne Wälder Siechende Natur, Woher so stumm und traurig? Woher so band und schaurig? Winket denn die Urne aller Kreatur? Auf den grünen Matten, Längs dem Wiesenbach, Wo im Erlenschatten Ich süßträumend lag, Wo Lieb' und Leben schwirrte, Und flötet, summt und girrte - Wimmert Todesklage; ächzt gebrochnes Ach! Schlüßelblumen schmückten Dies bescheidne Tal; Wilde Rosen nickten Hier im lauen Strahl - Wo seid ihr Trauten, Lieben, Wo seid, wo seid ihr blieben? Ehret eure Asche kein verkündend Maal? Goldner Weizen kränzte Jene stolze Höh; Hier im Blachfeld glänzte Eine Halmensee, Ich seh sie nicht mehr wallen, Gefallen, ach, gefallen Vor dem Schwung der Sichel ist die Wogende. Ahnung, die mich düstert, Sprich, wo stammst du her? Stimme, die mir flüstert, Sprich verständlicher! Die Sonn' ist untergangen; Von Hespers kalten Wangen Träufeln starre Tränen auf den Wanderer. Unbekanntes Grausen Schüttelt mein Gebein. Dumpfer Wetter Brausen Donnert fern im Hain. Es rasselt tausendstimmig; Es faßt mich wild und grimmig - Riesenarm, wer bist du? Schrecklicher, halt ein! Nachtschwarz rauscht dein Flügel, Würger Tod, um mich. Deine Demantriegel, Grab - entriegeln sich. »Hinunter aus der Schwüle! Hinunter in die Kühle! Drunten ists vertraulich, eng und schauerlich.« Deiner Flügel Sausen, Dräuer, schreckt mich nicht. Deines Dunkels Grausen, Grab, entfärbt mich nicht. Hinunter aus der Schwüle! Hinunter in die Kühle! Jenseit jubelt Leben; jenseit dämmert Licht.
Authorship:
- by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818), "Melancholikon", appears in Poesieen
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Confirmed with Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten, Poesieen, zweyter Band, Leipzig: Heinrich Gräff, 1798, pages 277 - 280.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Melanie Trumbull