Dee-abwärts kam Inveraye, Trotziglich jagend, Vor Tag schon an Backley-Thor Rufend und schlagend: "Komm, Gordon von Brackley, Komm, Hüter des Rains! Em Schwert pocht an's Thor dir, Ist schärfer als deins!" "Steh' auf nun, mein Gordon," Begann sein Gemahl, "Sieh', Inveraye treibt dir Die Kühe durch's Thal!" "Wie kann ich, o Dame, Wie kann ich denn gehn? Ich habe nur Ein Schwert, Und Inveraye zehn!" "Mit Rocken, mit Fächer Kommt, Mädchen, heran! Wie reich wär' ich, hätt' ich Gefreit einen Mann! Steht auf, meine Mädchen, Waffnet euch, waffnet mich! Geh', Gordon, melk' Schafe, Lord jetzo bin ich!" Der Gordon springt auf, Nimmt Helm und Geschoß, Legt die Hand an fein Schwert, Und den Schenkel auf's Roß. Und wie er sie küßt, Da muß sie es hören: "Ein Gordon sprengt fort, Kein Gordon wird kehren!" Mit Schwert und mit Dolch Fiel Inveraye's Streich, Und der frohtapfre Gordon Liegt blutig und bleich. Von den Quellen des Dee Bis zur Mündung des Spey Beklagt ihn das Hochland, Und flucht Inveraye. "O kamt ihr nach Brackley? Doch redet mir wahr: Beweint ihn die Wittwe, Zerrauft sie ihr Haar?" "Wohl kam ich nach Brackley, Doch sah ich kein Leid, Nur Schmausen, nur Tanzen, Und lustige Zeit. "Wie ein Bräutchen die Dame, So lachend, so frisch; Wie ein Bräutigam Inveraye Nächst ihm am Tisch. Sie gab ihm Bankett, Wie kein Lord es erlebt, Ob das Blut ihres Herrn Auch sein Schwert noch umklebt." In Hütt' und in Halle Ist Jammer und Noth Um den frohtapfern Gordon, Der hin ist und todt. Dem Feld kehrt die Blume, Die Knospe dem Flieder, Doch die Guten, die Tapfern, Sie kommen nicht wieder.
Vier Balladen von Allan Cunningham
Song Cycle by Adolf Jensen (1837 - 1879)
1. Gordon von Brackley  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Authorship:
- by Ferdinand Freiligrath (1810 - 1876), "Gordon von Brackley"
Based on:
- a text in English by Allan Cunningham (1784 - 1842), "Gordon of Brackley"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Der Geächtete  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Geht, sucht in der Waldschlucht, Wo Bäche sich jagen; Geht, sucht auf dem Hügel, Wo Brachvögel klagen; Geht, sucht, wo die Sterne Die Wildbahn bescheinen -- Da könnt ihr ihn finden, Den Einen, den Meinen. Sie suchten im Felsthal -- Längst war er gegangen; Sie suchten am Berge, Im Farrnkraut, dem langen; Sie suchten, sie jagten, Mein Treulieb zu finden, Mit eiserner Kett' ihn Zu fesseln, zu binden. Den Berg sollst du haben, Den Falken umfliegen, Entdeckst du die Höhl' uns, Darin er mag liegen -- Und ob ihr ganz Schottland Zum Erbe mir brächtet: Mehr gilt mir Ein Lächeln Des Manns, den ihr ächtet! Mit Brot und mit Früchten Den Sichern erquickt' ich; An's Herz, an die Lippen Den Flüchtigen drückt' ich. Ich warn' euch -- bleibt fort, wo Sein Zorn mit euch rechtet; Denn scharf trifft die Klinge Des Manns, den ihr ächtet! Sie wandten die Rosse, Sie siegen, sie stoben; Von Mädchen, von Frauen Ward Wehruf erhoben. Doch tief in der Waldschlucht, Die Ranken umflechten, Da herz' ich, da küss' ich Den Mann, den sie ächten.
Authorship:
- by Ferdinand Freiligrath (1810 - 1876), "Der Geächtete"
Based on:
- a text in English by Allan Cunningham (1784 - 1842), "My gentle Hugh Herries"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Das Mädchen von Inverness  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Ein Mädchen lebt' in Inverneß, Die war der Stolz der ganzen Stadt, Froh wie die Lerche, die dem Nest Erst eben sich entschwungen hat. Bei Tanz und Predigt -- Jung und Alt Hat sie in sich verliebt gemacht; Der Frohen Fröhlichste war sie Auf Markt und Allerheil'gennacht. Und als ich kam nach Inverneß, Die liebe Sommersonne sank, Da sah ich sie, wie durch die Stadt Sie grüßend ging mit leichtem Gang. Die Greise standen vor der Thür, Die alten Frauen weinten nur: "Der schmuckste Bursch von Inverneß Liegt todt nun auf Culloden's Flur!" Sie rauft' ihr goldnes Schläfenhaar, Sie wischt' ihr Aug', und schrie dabei: "Meinen Vater haben sie geköpft, Erschossen meine Brüder drei! Mehr, dacht' ich, trüge keine Brust; Mehr, dacht' ich, weinte kein Gesicht; Doch Eines Fall bricht mir das Herz, Ein Liebrer ward auf Erden nicht! "Erst gestern Abend traf er mich, Gab mir zum Pfande Ring und Stein; Nun nahm der Krieg ihn in den Arm, O nimmer mehr zu denken mein! Die Waldblum' sei mein Bett hinfort, Mein Essen fei die wilde Beer', Der Laubfall decke kalt mich zu, Und wecken soll mich keiner mehr." O weint, o weint, ihr, Schottenfraun; O weint euch blind bei solchem Leid! Nur nackte Leichen mögt ihr sehn Rundum auf fünfzig Meilen weit! O lustig ist der junge Lenz -- Der Baum wird grün, die Luft wird lau; Doch welch ein Lenz weckt die nur auf, Die sanken auf Culloden's Au? O schwer herab hing Gottes Hand -- Schwer Allen, nur den Sündern nicht! Die Guten warf sie in den Staub, Und hob empor den Bösewicht. Doch so spricht Gott: "Ein Tag wird sein, Da werden meine Wege klar; Dann liegt im Staube der Tyrann, Und hoch ersteht, wer niedrig war!"
Authorship:
- by Ferdinand Freiligrath (1810 - 1876), "Das Mädchen von Inverneß"
Based on:
- a text in English by Allan Cunningham (1784 - 1842), "The lovely lass of Inverness"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Carlisle‑Thor  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Weiß war die Ros' auf seinem Hut, Als seinen Plaid er um mich schlug; Die Rechte, die mir Treue schwur, O, wie sie kühn das Banner trug! Sein lang lang Haar in Strängen gelb Floß um sein Antlitz roth und muthig; Nun fließt es über Carlisle-Thor In nassen Ringeln, schmutzig, blutig. Meines Vaters Blut steht auf dem Klee, Meines Bruders in der Winde Glocken; Meines Liebsten färbt die weiße Ros' -- Das gibt ein Kranz für meine Locken! * * * Als ich zuerst nach Carlisle kam, Nie schien ein Ort so froh, so wonnig; Die weiße Rose prunkt' am Wall, Das Distelbanner strahlte sonnig. Als wieder ich nach Carlisle kam, O traurig schien die Stadt und trübe; Die Greife kamen weinend her: "O Mädchen, sucht ihr eure Liebe?" Zwei Tropfen Blut stehn mir im Haar, Ein Tropfen zwischen meinen Brüsten; Nun kämm' und wasch' ich keines mehr, Hinsitz' ich bei den Blutgerüsten. Weh', Wehe nun der Grausamkeit, Weh' nun der Hand und ew'ge Schande, Die schwelgt in unserm besten Blut, Und junge Wittwen macht im Lande!
Authorship:
- by Ferdinand Freiligrath (1810 - 1876), "Carlisle-Thor"
Based on:
- a text in English by Allan Cunningham (1784 - 1842), "Carlisle Yetts"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]Total word count: 913