Fernab der Zeit liegst du in deinem Grabe Und träumst und träumst, Mich aber jammert es der schönen Tage, Die du versäumst. Mit rothen Rosen kränz ich deinen Hügel -- Spürst du den Duft? Dringt's nicht wie Sonnenglanz und Liebesodem In deine Gruft? Wach' auf mein Lieb! Willst du den Lenz verschlafen Und seine Pracht? Der kleine Vogel, den du liebst vor allen, Singt jede Nacht. Weiß ist mein Arm und meine Lippen brennen, Der Ampel Licht Blitzt wie ein Sternlein durch das Kammerfenster -- Du siehst es nicht! Die Sehnsucht kreist mir ruhelos im Blute, Ach, dass du kämst Und all mein Leid und meine große Liebe An's Herze nähmst!
Sechs Gedichte für eine Singstimme mit Pianoforte
Song Cycle by Hans Hermann (1870 - 1931)
1. Wach' auf mein Lieb  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Anna (Nuhn) Ritter (1865 - 1921), "Wach' auf mein Lieb", appears in Gedichte, in 1. Das Ringlein sprang entzwei, no. 34
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- ENG English (Sharon Krebs) , "Wake up, my love", copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Anna Ritter, Gedichte, Neunte Auflage, Stuttgart und Berlin: J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger, 1900, pages 52-53.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
2. Verheissung  [sung text not yet checked]
Hör, was ich sage: Wenn die Sonne heut Mit müden Schritt aus unsrer Flur gegangen, Erwart' ich dich. In wildem Geisblatt birgt sich eine Bank Im Waldesgrund, rings Buchengrün und Farren, Dort find'st du mich! Dort rufe nicht! Geh heimlich durch das Laub, Daß nicht die Vögel aus dem Schlummer schrecken In ihrem Nest, Daß nicht der Wind erwacht, der athemlos Vom tollen Lauf, betäubt und sonnenmüde Schläft im Geäst. Leis lachend reck' ich meine Hände aus Und ziehe dich durch das Gewirr der Ranken Zu mir herein, Verträumte Blüthen nicken über uns, Grüngoldne Dämmrung spinnt mit weichem Schleier Uns Beide ein. Dann küsse mich! Sieh, meine Seele schläft, Ein willenloses Kind auf meinen Lippen -- Dein ist die Macht! Reiß sie empor aus ihrem dumpfen Traum, Laß sie hineinschaun in das heiße Leben Und dann -- sei Nacht!
Authorship:
- by Anna (Nuhn) Ritter (1865 - 1921), "Verheißung", appears in Gedichte, in 3. Nach Jahren, no. 20
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Promesse", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Anna Ritter, Gedichte, Neunte Auflage, Stuttgart und Berlin: J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger, 1900, pages 187-188.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
3. Gieb mir  [sung text not yet checked]
Und du kamest in mein Haus, kamst mit deinen schwarzen Blicken; sah ich ferne Palmen nicken und du gabst mir deinen Strauß. Gabst die zitternden Narzissen, die wir in der Wüste pflückten. Deine schwarzen Locken schmückten meines Divans rote Kissen. Kehre wieder in mein Haus, laß die wilden Blumen blühen, unsre junge Lippen glühen, Gib mir, gib mir deinen Strauß!
Authorship:
- by Richard Fedor Leopold Dehmel (1863 - 1920), "Gieb mir!", appears in Aber die Liebe, first published 1893
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Donne-moi !", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
4. Vom Küssen  [sung text not yet checked]
War ich gar so jung und dumm, Wollte gerne wissen: "Warum ist mein Mund so roth?" Sprach der Mai: "Zum Küssen." Als der Nebel schlich durch's Land, Hab' ich fragen müssen: "Warum ist mein Mund so blaß?" Sprach der Herbst: "Vom Küssen."
Authorship:
- by Anna (Nuhn) Ritter (1865 - 1921), "Vom Küssen", appears in Gedichte, in 2. Vermischte Gedichte, no. 38
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gedichte von Anna Ritter, Verlag von A.G. Liebeskind, Leipzig, 1899, page 130.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
5. Pythia  [sung text not yet checked]
Hat einmal ein [Mädel]1 die Muhme gefragt, Was [Liebe]2 denn eigentlich sei? Da machte die Alte ein pfiffig Gesicht Und lachte so eigen dabei. "Die Liebe? Das ist ein verschlossener Schrein, Sieht außen gar unschuldig aus, Doch hebst du im Fürwitz den Deckel, mein Kind, [Springt hurtig]3 ein Teufelchen 'raus." Das [Mägdlein]1 ist 'gangen, es ließ ihm der Spruch Der Alten nicht Frieden noch Ruh', Stand bald mit dem [lustigen]4 Teufelein Im Kästchen auf "Du und Du."
Authorship:
- by Anna (Nuhn) Ritter (1865 - 1921), "Pythia", appears in Gedichte, in 2. Vermischte Gedichte, no. 37
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Anna Ritter, Gedichte, Neunte Auflage, Stuttgart und Berlin: J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger, 1900, page 129.
1 Hess: "Mädchen"; Reichert: "Mägdlein"; further changes for Reichert may exist not shown above.2 Hess: "Lieb'"
3 Hess: "Da springt wohl"
4 Reger: "hurtigen"
Research team for this page: Ferdinando Albeggiani , Sharon Krebs [Guest Editor] , Johann Winkler
6. Im Sonnenschein  [sung text not yet checked]
Wir sitzen beisammen in seliger Lust Auf griechischen Tempelquadern, Es leuchtet der Himmel, es schwillt unsre Brust, Die Jugend pocht in den Adern. Wir sind dem Glücke der Götter nah, Weichschäumend wirft sein Getriebe Das kosende Meer um Ithaka -- O, daß es ewig so bliebe. Es schlummert dein goldumstobnes Haupt Im Schatten surrender Myrten, Du lächelst, in Fernen glutdurchstaubt Singen albanische Hirten; Buntscheckige Ziegen klettern schnell Durch bröckelndes Felsgeschiebe, Und drüber die Sonne so hell, so hell, O, daß es ewig so bliebe. Es wird nicht bleiben. Die Sonne will Uns küssen im Niederwandern; Eh' sie versunken, großäugig, still, Liebst du längst einen andern. Das Glück hat keinen Heimatsort, Das beste bei Frühling und Liebe Ist jenes törichte süße Wort: O, daß es ewig so bliebe.
Authorship:
- by Emil Rudolf Osman, Prinz von Schönaich-Carolath (1852 - 1908), "Im Sonnenschein", first published 1907
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In Gesammelte Werke 2. Band Dichtungen II, Leipzig: Göschen'sche Verlagshandlung, p. 104Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]