Wie schön ist's im Freien! Bei grünenden Maien Im Walde, wie schön! Wie süß sich zu sonnen, Den Städten entronnen, Auf luftigen Höhn! Wo unter den Hecken Mit goldenen Flecken Der Schatten sich mischt, Da läßt man sich nieder, Von Haseln und Flieder Mit Laubduft erfrischt. Drauf schlendert man weiter, Pflückt [Blumen]1 und Kräuter Und Erdbeern im Gehn; Man kann sich mit Zweigen, [Erhizet]2 vom Steigen, Die Wangen umwehn. Dort heben und tunken, Gleich blinkenden Funken, Sich Wellchen im Bach; Man sieht sie verrinnen [In]3 stillem Besinnen, Halb träumend, halb wach. In weiten Bezirken, Mit hangenden Birken Und Buchen besezt, Gehn Damhirsch und Rehe In traulicher Nähe, Von niemand gehezt. Am schwankenden Reisig Hängt zwitschernd der Zeisig, Vor Schlingen nicht bang; Erfreut ihn zu hören, Sucht keiner zu stören Des Hänflings Gesang. Hier sträubt sich kein Pförtner, Hier [schnörkelt]4 kein Gärtner Kunstmäßig am Hain; Man braucht nicht des Geldes; Die Blumen des Feldes Sind allen gemein. Wie schön ist's im Freien! Despoten entweihen Hier nicht die Natur. Kein kriechender Schmeichler, [Kein lästernder]5 Heuchler [Vergiftet]6 die Flur.
[Sechs] Lieder für das Klavier oder Piano-Forte, 5te Sammlung
Song Cycle by Johann Xaver Sterkel (1750 - 1817)
1. Lied im Freien  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis (1762 - 1834), "Lied im Freien"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Cançó a l'aire lliure", copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Lied in de vrije natuur", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Laura Prichard) , "Song in the open air", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Malcolm Wren) , "Song out in the open", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Chant en plein air", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gedichte von J. G. von Salis. Gesammelt durch seinen Freund Friedrich Matthisson. Zürich, bey Orell, Gessner, Füssli und Compagnie. 1793, pages 58-60; with Gedichte von J. G. von Salis. Neueste Auflage. Wien 1815. Bey B. Ph. Bauer, pages 60-62; and with Musen-Almanach für 1792. Herausgegeben von Joh. Heinr. Voß. Hamburg, bei C. E. Bohn, pages 18-20.
1 Salis-Seewis (Musenalmanach): "Flechten"2 Righini: "Erhitzet"
3 Schubert: "Mit"
4 Salis-Seewis (Musenalmanach): "schnirkelt"
5 Salis-Seewis (Musenalmanach): "Verläumder und"
6 Salis-Seewis (Musenalmanach): "Vergiften"
Research team for this page: Lau Kanen [Guest Editor] , Peter Rastl [Guest Editor]
2. Mailied  [sung text not yet checked]
Der Apfelbaum prangt grün und weiß Auf zartbegras'ter Weide; Der Wonneruf des schönen Mais Weckt uns zu sanfter Freude. Doch, wird des Frühlings Wiederkehr Uns alle hier vereinen? Ach! wessen Stätte trau'rt dann leer? Und wen muß man beweinen? Uns atmen Blumen Wohlgeruch, Die Kelch und Tafel schmücken; Noch süßer, die am Busentuch Des holden Mädchens nicken. Ach! Blumen, die, auf welchem Land? Aus weichem Kraute sprießen, Wird einst getreuer Freundschaft Hand Auf unsre Hügel gießen! Die Rose bleicht, die Mädchen krönt, Es bleicht der Mädchen Locke; In froher Hirten Flöte tönt Des Dorfes Totenglocke; Die Jugend tanzt, im Abendlicht, Froh um des Platzes Maie; Doch ihren Reigen unterbricht Der Grabgeleiter Reihe. Der stille Vollmond schien so klar Durch blühende Syringen, Wo jüngst Verlobte, Paar und Paar, In lauer Dämm'rung gingen; Seitdem erscholl vom Turm herab Das traurige Geläute; Der Mond bescheint das frische Grab Der früh gestorb'nen Bräute. Gefährten, ach! die Stunde naht, Wo wir auch müssen scheiden! Bestreut indes den kurzen Pfad Mit Blüten reiner Freuden. Seid gut! Der Unschuld strahlt das Ziel, Von Abendrot umgeben, Und jedes edlere Gefühl Folgt uns zum bessern Leben.
Authorship:
- by Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis (1762 - 1834), "Mailied"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Frühlingslied  [sung text not yet checked]
Unsre Wiesen grünen wieder, Blumen duften überall; Fröhlich tönen Finkenlieder, Zärtlich schlägt die Nachtigall. Alle Wipfel dämmern grüner, Liebe girrt und lockt darin; Jeder Schäfer wird nun kühner, Sanfter jede Schäferin. Blüten, die die Knosp' entwickeln, Hüllt der Lenz in zartes Laub; Färbt den Sammet der Aurikeln, Pudert sie mit Silberstaub. Sieh! das holde Maienreischen Dringt aus breitem Blatt hervor, Beut sich zum bescheidnen Sträußchen An der Unschuld Busenflor. Auf den zarten Stengeln wanken Tulpenkelche, rot und gelb, Und das Geißblatt flicht aus Ranken Liebenden ein Laubgewölb'. Alle Lüfte säuseln lauer Mit der Liebe Hauch uns an; Frühlingslust und Wonneschauer Fühlet, was noch fühlen kann.
Authorship:
- by Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis (1762 - 1834)
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani4. Maireigen  [sung text not yet checked]
Singt der Wonn' und Blütenzeit, Pflanzt die grünen Maien! Selig, wer des Mais sich freut, Wie uns die Natur gebeut, Zu Zweien! Zu Zweien! Zu Zweien! Zu der Tänze Melodei Wirbelt das Gestäude; Waldgesang und Dorfschalmei Jubeln: Pflicht und Weisheit sei Die Freude! Die Freude! Die Freude! Kränzt, Verlobte, kränzt das Haar Froh mit Myrtenzweigen! So, wie bald am Brautaltar, Steht hier alles Paar um Paar Im Reigen! Im Reigen! Im Reigen! Amor läßt am Maienfest Jede Spröde büßen! Philomele baut ihr Nest! Alles Holde liebt und läßt Sich küssen! Sich küssen! Sich küssen!
Authorship:
- by Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis (1762 - 1834), "Maireigen"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Ermunterung  [sung text not yet checked]
Seht, wie die Tage sich sonnig verklären! Blau ist der Himmel und grünend das Land. Klag' ist ein Mißton im Chore der Sphären! Trägt denn die Schöpfung ein Trauergewand? Hebet die Blicke, die trübe sich senken, Hebet die Blicke, des Schönen ist viel. Tugend wird selber zu Freuden uns lenken; Freud' ist der Weisheit belohnendes Ziel. [Öffnet die Seele dem Lichte der Freude]1, Horcht! ihr ertönet des Hänflings Gesang. Athmet! sie duftet im Rosengestäude. Fühlet! sie säuselt am Bächlein entlang. [Kostet]2! sie glüht uns im Safte der Traube, Würzet die Früchte beim ländlichen Mahl. Schauet! sie grünet im Kräutern und Laube, Malt uns die Aussicht ins [blumichte]3 Thal. Freunde! Was gleiten euch weibische Thränen Über die blühenden Wangen herab? Ziemt sich für Männer das [weichliche]4 Sehnen? Wünscht ihr verzagend zu modern im Grab? Edleres bleibt uns noch viel zu verrichten, Viel auch des Guten ist noch nicht gethan; Heiterkeit lohnt die Erfüllung der Pflichten, Ruhe beschattet das Ende der Bahn. Mancherlei Sorgen und mancherlei Schmerzen Quälen uns wahrlich aus eigener Schuld. Hoffnung ist Labsal dem wundesten Herzen, Duldende stärket gelass'ne Geduld. Wenn euch die Nebel des Trübsinns umgrauen, Hebt zu den Sternen den sinkenden Muth; Heget nur männliches, hohes Vertrauen; Guten ergeht es am Schlusse [noch]5 gut. Lasset uns fröhlich die Schöpfungen sehen; Gottes Natur ist entzückend und hehr! Aber auch stillen des Dürftigen Flehen; Freuden des Wohlthuns entzücken noch mehr: Liebet! die Lieb' ist der schönste der Triebe; Weiht nur der Unschuld die heilige Gluth. Aber dann liebt auch mit weiserer Liebe Alles, was edel und schön ist und gut. Handelt! durch Handlungen zeigt sich der Weise. Ruhm und Unsterblichkeit sind ihr Geleit. Zeichnet mit Thaten die schwindenden Gleise Unserer flüchtig entrollenden Zeit. Den uns umschließenden Zirkel beglücken, Nützen, so viel als ein jeder vermag, O, das erfüllet mit stillem Entzücken! O, das entwölket den düstersten Tag! Muthig! auch Leiden, sind [einst sie]6 vergangen, Laben die Seele, wie Regen die Au: Gräber, von Trauerzypressen umhangen, Malet bald stiller Vergissmeinnicht Blau. Freunde, wir sollen, wir sollen uns freuen; Freud' ist des Vaters erhabnes Gebot. Freude der Unschuld kann niemals gereuen, Lächelt durch Rosen dem nahenden Tod.
Authorship:
- by Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis (1762 - 1834), "Ermunterung"
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View original text (without footnotes)Confirmed with Deutsche Lyrik, selected and arranged, with notes and a literary introduction, by C. A. Buchheim, Third Edition, London: MacMillan and Co., 1881, pages 87-89.
Note: in many older editions, the spelling of the capitalized word "über" becomes "Ueber", but this is often due to the printing process and not to rules of orthography, since the lower-case version is not "ueber", so we use "Über".
Note: modern German would spell various words slightly differently, for example Thränen -> Tränen, Thal -> Tal, Muth -> Mut, Thaten -> Taten, Muthig -> Mutig, etc. Note that this edition is inconsistent about the spelling of "Gluth/Glut".
1 Freystädtler: "Jubelnde Lerchen verkünden uns Freude"2 Freystädtler, Zumsteeg: "Koset"
3 Zumsteeg: "blumige"
4 Freystädtler: "weibliche"
5 Zumsteeg: "doch"
6 Freystädtler: "sie einst"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Johann Winkler
6. Gegenliebe  [sung text not yet checked]
Wüßt' ich, wüßt' ich, daß du mich Lieb und wert ein bißchen hieltest, Und von dem, was ich für dich, Nur ein Hundertteilchen fühltest; Daß dein [Dank hübsch]1 meinem Gruß' Halben Wegs entgegen käme, Und dein Mund den Wechselkuß Gerne gäb' und wiedernähme: Dann, o Himmel, außer sich, Würde ganz mein Herz zerlodern! Leib und Leben könnt' ich dich Nicht vergebens lassen fodern! -- Gegengunst erhöhet Gunst, Liebe nähret Gegenliebe, Und entflammt zu Feuersbrunst, Was ein Aschenfünkchen bliebe.
Authorship:
- by Gottfried August Bürger (1747 - 1794), "Gegenliebe", appears in Lyrische Gedichte, first published 1789
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Wederliefde", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English [singable] (Bertram Kottmann) , "Love given, love returned", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Amour donné", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
1 Agthe, Haydn: "Danken"
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