Bin ein fahrender Gesell, Kenne keine Sorgen. Labt mich heut' der Felsenquell, Thut es Rheinwein morgen. Bin ein Ritter lobesan, Reit' auf Schusters Rappen, Führ' den lock'ren Zeisighahn Und den Spruch im Wappen: Lustig Blut und leichter Sinn Hin ist hin, hin ist hin. Amen. Zieh' ich in ein Städtchen ein, Spür ich's im Gehirne, Wo man trifft den besten Wein Und die schönste Dirne. Spielmann lächelt wohlgemuth, Streicht die Fiedel schneller, Und ich werf' ihm in den Hut Meinen letzten Heller. Lustig Blut und leichter Sinn Hin ist hin, hin ist hin. Amen. Meister Wirth, darfst heut nicht ruh'n, Schlag' heraus den Zapfen! Back', Frau Wirthin, mir ein Huhn Und zum Nachtisch Krapfen! Was ich heut nicht zahlen kann, Zahlen will ich's künftig, Darum schreib's mit Kreide an, Wirth, und denk' vernünftig: Lustig Blut und leichter Sinn, Hin ist hin, hin ist hin. Amen. Wein' dir nicht die Äuglein trüb', Mägdelein, vor Trauer! Fahrender Gesellen Lieb' Ist von kurzer Dauer; Fahrender Gesellen Lieb' Endet vor den Thoren. Wein' dir nicht die Äuglein trüb'; Hast nicht viel verloren. [Lustig Blut und leichter Sinn, Hin ist hin, hin ist hin. Amen.]1 Kommt ein Stern mit einem Schwanz, Will die Welt zertrümmern, Leiert euren Rosenkranz, Mich soll's wenig kümmern. Wird dem Weltenbrand zum Raub Berg und Wald und Haide, Wird das Wirtshaus auch zu Staub, Schwarzes Bret und Kreide. Lustig Blut und leichter Sinn, Hin ist hin, hin ist hin. Amen.
Aus Rudolph Baumbach's Lieder eines fahrenden Gesellen. Gesänge für Baryton mit Pianofortebegleitung
Song Cycle by Moriz Krebs
1. Bin ein fahrender Gesell  [sung text not yet checked]
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- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Bin ein fahrender Gesell", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen
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- ENG English (John H. Campbell) , "I am a young wayfarer", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
1 Busoni here repeats instead "Fahrender Gesellen Lieb'/ Endet vor den Toren."
Researcher for this page: John H. Campbell
2. Die Springwurz  [sung text not yet checked]
Der Schwarzspecht ist ein Kräutermann, Kennt manches Zanberkraut im Tann, Das im Verborgnen spriesset. Er hält ob einer Wurzel Wacht, Die alle Schlosser springen macht Und jede Thür erschliesset. Komm, Meister Specht, heran geschwind, Bring mir die Würz zum Angebind; Ich will sie nicht missbrauchen. Will stehlen keinen Heller nicht Und selbst zum Klosterkeller nicht An jedem Abend tauchen. Doch kenn' ich eine feine Magd, Die hält -- dem Himmel sei's geklagt -- Ihr Herzlein fest verschlossen. Ich weiss, es wohnet einer d'rin, Doch weiss ich nicht, ob ich es bin; Das hat mich oft verdrossen. Der will ich mit der Springwurz nah'n, Dann wird ihr Herz mir aufgethan, Und find' ich einen Andern, So schnüre ich mein Bündel schnell Und will, ein fahrender Gesell, Mit Sonnenaufgang wandern.
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- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Die Springwurz", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Neuer Wein  [sung text not yet checked]
Der Böller knallt, der Schwärmer pufft, Es sprühen Feuergarben, Und Sterne schiessen durch die Luft In allen sieben Farben. Der Winzer singt herab vom Stein, Der Bauer bei den Saaten: Gediehen ist der weisse Wein, Der rothe ist gerathen. Der Nachbar Wirth, drei Zentner schwer, Springt auf des Kellers Stufen Gleich einem Eichhorn hin und her Und prüft Gebind und Kufen. Doch giesst der Schlingel Wasser drein, Soll ihn der Teufel braten. -- Gediehen ist der weisse Wein, Der rothe ist gerathen. Das Pfäfflein spricht: Die Welt ist schlecht, Und wankend wird der Glaube, Drum stärke sich der Kirche Knecht Mit edlem Saft der Traube. Er ruft's und seiner Nase Schein Aufleuchtet wie Granaten. -- Gediehen ist der weisse Wein, Der rothe ist gerathen. Wachtmeister seinen Schnurrbart streicht Und mustert ernst die Fässer. Die Heldenaugen werden feucht Dem alten Eisenfresser: Lieb Vaterland, magst ruhig sein, Fest stehen wir Soldaten! Gediehen ist der weisse Wein, Der rothe ist gerathen. Gerathen ist der Wein; da lacht Der Hausknecht, der Magister, Der Wächter, der die Nacht durchwacht, Der Kutscher, der Minister Und was sich plagt Jahr aus Jahr ein Mit Hammer, Axt und Spaten. -- Gediehen ist der weisse Wein, Der rothe ist gerathen. Und jedes Sängers Mund ihn lobt Und singt zu seiner Ehre. Frau Parze, bis ich ihn erprobt, Halt ein mit deiner Schere; Lass mir das Leben noch gedeih'n Zu neuen Becherthaten. -- Gediehen ist der weisse Wein, Der rothe ist gerathen.
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- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Neuer Wein", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Herbst  [sung text not yet checked]
Wenn im Purpurschein Blinkt der wilde Wein Und am Bach die Weide steht bereift; Wenn die Zeitlos' blüht, Wenn die Drossel zieht Und ihr Scheidelied vom Schlehdorn pfeift. Wenn in Wald und Feld Laut der Bracke bellt Und das schlanke Reh verbluten muß, Wenn die Haselmaus In ihr Winterhaus Schleppt die allerletzte Buchennuß: Dann ade, ihr Felder, Berge, Föhrenwälder, Pfarrer, Förster, Schultheiss, Müller, Bäck! Hab' das Wandern satt, Ziehe nach der Stadt, Wo der Roland steht am Rathauseck. Blondes Gretelein, Laß das Trauern sein! Mit den Schwalben komm' ich wieder her. Sollt' ich sterben eh'r, Weine nicht so sehr, Weil es schad' um deine Aeuglein wär'.
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- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Herbst", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "Autumn", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , "Autumn", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rudolf Baumbach, Lieder eines fahrenden Gesellen, Leipzig: Verlag von A. G. Liebeskind, 1878, pages 65-66.
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
5. Sehnsucht  [sung text not yet checked]
Nun sind der Tage schon sieben vorbei, Seitdem ich zuletzt sie gesehen. Wie die hungernde Katze den heissen Brei, Umschleich' ich ihr Haus auf den Zehen. Verhüllt ist ihr Fenster bei Tag und bei Nacht, Verriegelt ist Thor und Pforte, Und drinnen die keifende Muhme wacht, Wie Fafner bei seinem Horte. Geduld! Bald kommt die Walpurgisnacht, Wo die Hexen treiben ihr Wesen; Dann öffnet die Muhme das Fenster sacht Und reitet hinaus auf dem Besen. Zum Bloxberg fliegt sie wie Wirbelwind, Wo Teufel und Truden tosen, Und während die Alte den Satan minnt, Wird mich ein Engelein kosen.
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- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Sehnsucht", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]6. König bin ich  [sung text not yet checked]
Was zirpt und piept im Zaune, Was raschelt im Stacket? Gott grüss' dich, kleine braune, Vergnügte Majestät! Du rufst mir stolz und herrisch Dein "König bin ich" zu. -- Herr Bruder, sei nicht närrisch, Ich bin soviel wie du. Bin selbst ein reicher König, Trag' frei und stolz das Haupt Und kümmre mich nur wenig, Dass keiner mir es glaubt. Du herrschest in den Hägen In Aue, Wald und Feld, Mein Reich ist allerwegen Und heisst die weite Welt.
Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "König bin ich", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]