O wie weit, o wie weit Liegen die Berge weiss beschneit, Spinnen sich endlos die grauen Lüfte, Wälzt sich der Nebel durch Wälder und Klüfte! Tief in dem Schnee versinkt der Tritt, Und das Herz will nicht weiter mit. O wie weit, o wie weit Liegt die sonnige, farbige Zeit, Da blaue Höhen mich fernhin riefen, Wipfel mich lockten aus grünenden Tiefen, Wenn ich am blühenden Frühlingshag Hoch auf dem Berg in den Blumen lag. O wie weit, o wie weit Wird mich des Lebens Müh und Streit Noch verschlagen von all dem Lieben, Das mir ferne zurückgeblieben?-- Ohne Antwort der [Tannenwald]1 steht, Und die Pfade sind windverweht. O wie weit, o wie weit Herz, halt fest, ob es weht und schneit! Einmal muß dir der Lenz noch frommen, Einmal muß der Tag noch kommen, Da du in heimatseliger Rast Frieden und Liebe und alles hast!
Elegische Gesänge für 1 tiefere Stimme mit Pianofortebegleitung
Song Cycle by Leopold Carl Wolf (1859 - 1932)
1. Winterwanderung  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Karl Weitbrecht (1847 - 1904), "Winterwanderung", written 1871, appears in Jugendstimmungen
See other settings of this text.
View original text (without footnotes)Confirmed with Gesammelte Gedichte von Carl Weitbrecht, Stuttgart: Verlag von Adolf Bonz & Comp., 1903, pages 7-8.
1 Wolf: "Tannwald"
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
2. Aus Nacht  [sung text checked 1 time]
Dein Herz, so liebevoll und schön, O wär' es mir gewogen! Ich schaute dann in lichte Höh'n Aus dunklen Lebenswogen. Ich würde nicht im Streit mit mir Wild hin und her getrieben, Ich würde fromm sein und mit dir Die Welt und alles lieben.
Authorship:
- by Hermann von Lingg (1820 - 1905), "Aus Nacht", appears in Gedichte, in Eine Idylle in Liedern, first published 1869
See other settings of this text.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Abschied  [sung text checked 1 time]
Das war ein stiller, trüber Gang, Als ich zum letztenmal Aufstieg den waldigen Bergeshang Vom blütenweißen Tal! Die Blätter bebten um und um, Vom Abendwind durchrauscht, Ich habe düstern Sinns und stumm Ihr Lebewohl erlauscht. Die Bäume kannt' ich groß und klein Und jeden Strauch am Weg Und jeden moosbewachsenen Stein Am schmalen Felsensteg; Und Moos und Epheu schmiegten fest Um Felsen sich und Baum -- Die wissen auch, wie schwer man läßt, Was mehr doch war als Traum! Und als ich trat zum Bergesrand, Da glühte purpurrot Das weite duftverschwommene Land, Dem ich den Abschied bot, Und zögernd in dem Wolkenflor Hing dort die Sonne noch -- Was zögerst du, du armer Tor? Von dannen mußt du doch! Von dannen mußt ich doch! Vorbei, Vorbei die goldne Zeit! Vergessen muß ich mancherlei In ferner Einsamkeit. Leb wohl, du Berg, du heilger Wald, Du jugendduftig Tal! Da draussen werd ich altern bald-- Lebwohl zum letztenmal.
Authorship:
- by Karl Weitbrecht (1847 - 1904), "Von dannen!", written 1870, appears in Jugendstimmungen
Go to the single-text view
Confirmed with Gesammelte Gedichte von Carl Weitbrecht, Stuttgart: Verlag von Adolf Bonz & Comp., 1903, pages 8-9.Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
4. Bild meiner Liebsten  [sung text checked 1 time]
Bild meiner Liebsten, die auf immer verloren mir, geliebtes Bild -- noch strahlt dein ferner blasser Schimmer mir tief in's Herz so schmerzlich mild! O bleibe mir bis matt verglühend mein Tag sich neigt dem Abend zu, und dann noch einmal hell erblühend mein Sterbebett umschwebe du! Die Liebe nur kann überdauern auch noch den Tod -- doch, ist sie hin was sollen noch mit trüben Schauern der Klänge Töne mich umzieh'n? Kein Laut in meine Stille dringe, traumlosen Schlummer, ewige Ruh, Vergessenheit, mit müder Schwinge mein Sterbebett umschwebe du! Auf das Verlorne noch mit trüber umwölkter Stirm seh' ich zurück -- doch einst sind Lieb' und Leid vorüber, dann wünsch ich mir als letztes Glück: Ob früh, ob spät die Zeit ihn bringe, traumlosen Schlummer, ewige Ruh Vergessenheit, mit müder Schwinge mein Sterbebett umschwebe du!
Authorship:
- possibly by Karl Weitbrecht (1847 - 1904)
Go to the single-text view
Note: the Wolf score gives Weitbrecht as the author of the text, but this poem cannot be found in his Gesammelte Gedichte. Several lines appear to be copied from Gildemeister's translation of Byron's EuthanasiaResearcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]