Ich weih' im Tale den tiefsten Hain, Dass seine Beschattung mich hülle; Zum ruhigen Heiligtum weih' ich ihn ein, Zum Tempel der [seligen]1 Stille. [Es ist ein dämmerndes]2 Friedensreich, Das flüsternde Lauben umgrünen; Da ist mir am blühenden Rosengesträuch [Ein weihender Engel]3 erschienen. Mein Geist war fern um ein teures Grab Vertieft in unendliches Trauern; Da kam auf mich ahnendes Leben herab, Gleich wunderbar [mächtigen]4 Schauern. Und schön, wie himmlische Jungfrau'n, schön, [Zu heiliger]5 Botschaft erlesen, Entschwebte dem Lichte vergeltender Höh'n Ein [hohes]6, ätherisches Wesen. Hell floss um blondes Gelock der Kranz. So strahlt's an unsterblichen Stirnen; Doch dämmert es ernst durch den leuchtenden Glanz, Es war das erhabenste Zürnen. "Wer bist Du, schwebende Lichtgestalt? Entflohst Du dem himmlischen Reigen!" - - [Nun wandelte leises Getön durch den]7 Wald; "Urania!" scholl's in den Zweigen. "Gebeutst Du, zürnend, Erhebung mir? O zürne, Du Hohe, nicht länger! Schon naht sich, in frommer Begeisterung, Dir Der einsame, trauernde Sänger." Und sanfter floss um die Lichtgestalt Die Ruhe der Göttergefilde; [Sanft]8 tröstend umfing mich die süße Gewalt, Die Kraft unaussprechlicher Milde. O, darum weih' ich den tiefen Hain, Dass seine Beschattung mich hülle, Zum ruhigen Heiligtum weih' ich ihn ein, Zum Tempel der [seligen]9 Stille! Dort schwebt, [vergöttert]10, mein Geist hinauf, Entfesselt hinüber ins Freie. [Den Altar Uraniens richtet' ich]11 auf, Im Hain der erhabenen Weihe. Kein Frevler nahe dem Altar sich, Den heilige Schatten umschleiern! Dort aber soll, hohe Vergötterte, Dich Mein sanftester Harfenton feiern.
Die Weihe
Set by Friedrich Heinrich Himmel (1765 - 1814), "Die Weihe", 1814, published 1880, from Gesänge aus Tiedge's Urania, no. 1  [sung text checked 1 time]
Note: this setting is made up of several separate texts.
Authorship:
- by Christoph August Tiedge (1752 - 1841), "Die Weihe", appears in Urania
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View original text (without footnotes)1 Himmel: "göttlichsten"
2 Himmel: "Geheimnissvoll ist diess"
3 Himmel: "Die Hore der Weihung"
4 Himmel: "seligen"
5 Himmel: "Zur heiligen"
6 Himmel: "reines"
7 Himmel: "O wunderbar scholl's durch den säuselnden"
8 Himmel: "Und"
9 Himmel: "göttlichen"
10 Himmel: "verherrlicht"
11 Himmel: "Dort richt ich den Altar Uraniens"
Research team for this page: Ferdinando Albeggiani , Sharon Krebs [Guest Editor]
O der Helle, die dem guten Schwärmer Nichts zu zeigen hat, als seine Nacht! O des Lichtes, das den Glauben ärmer, Und die Weisheit doch nicht reicher macht!
Authorship:
- by Christoph August Tiedge (1752 - 1841), appears in Urania, in Erster Gesang (Klagen des Zweiflers)
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]