by Conrad Ferdinand Meyer (1825 - 1898)
In einer Sturmnacht
Language: German (Deutsch)
Es fährt der Wind gewaltig durch die Nacht, In seine gellen Pfeifen bläst der Föhn. Prophetisch kämpft am Himmel eine Schlacht Und überschreit ein wimmernd Sterbgestöhn. Was jetzt dämonenhaft in Lüften zieht, Eh das Jahrhundert schiesst, erfüllts die Zeit - In Sturmespausen klingt das Friedelied Aus einer fernen, fernen Seligkeit. Die Ampel, die in leichten Ketten hangt, Hellt meiner Kammer weite Dämmerung. Und wann die Decke bebt, die Diele bangt, Bewegt sie leise sich in sachtem Schwung. Mir redet diese Flamme wunderbar Von einer windbewegten Ampel Licht, Die einst geglommen für ein nächtlich Paar, Ein greises und ein göttlich Angesicht. Es sprach der Friedestifter, den du weisst, In einer solchen wilden Nacht wie heut: "Hörst, Nikodeme, du den Schöpfer Geist, Der mächtig weht und seine Welt erneut?"
Authorship:
- by Conrad Ferdinand Meyer (1825 - 1898) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Wilhelm Kempff (1895 - 1991), "In einer Sturmnacht", op. 55 no. 1 [sung text not yet checked]
- by Othmar Schoeck (1886 - 1957), "In einer Sturmnacht", op. 60 no. 6 (1946) [ medium voice and piano ], from Das stille Leuchten: Liederfolge nach Gedichten von Conrad Ferdinand Meyer, no. 6, Wien: Universal Edition [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: John Versmoren
This text was added to the website between May 1995 and September 2003.
Line count: 20
Word count: 127