by Emmerich Jakob Aurnhammer (1772 - 1817)
Die vier Träume
Language: German (Deutsch)
Es ruhet in dämmernder Ferne ein Land, Da wandeln vertraute Gespielen: Das zieht uns, wie liebliche Feenhand, Zu alten, vergess'nen Gefühlen. Wir segnen die Hütte, die Wiese, den Baum, Und beseufzen den seligen Knabentraum. Es weht wie aus glücklichen Zonen die Luft, Es säuselt wie Seufzer der Liebe; Es athmet, wie milder Drangenduft, Die verschwiegene Laube der Liebe. Ein Plätzchen so klein, so unendlich der Raum In des Jünglings berauschendem Wonnetraum'! Es röthet die Frucht sich in goldenem Strahl, Der Aether wird hell und wird trübe; Es tönet wie Flöten der Nachtigall Das Wiegenliedchen der Liebe. Doch enger und enger wird der Raum, Und der Mann verlernt seinen Jugendtraum. Die Dämm'rung wird tiefer, und kühler umweht Uns der Flügel des Abends; die Töne Der Liebe verstummen, die Hoffnung nur steht Am Grab' mit der himmlischen Thräne. Wir ruhen im Schatten und segnen den Baum, Und belächeln des Lebens flüchtigen Traum. Dann wandeln wir wieder zur Wiege zurück, In die Kindheit, ins freundliche Leben; Und es dämmert in jene Ferne der Blick, Wo die holden Erscheinungen schweben. Und noch ein Mal wird uns unendlich der Raum, Eh' wir scheiden vom letzten Lebenstraum'.
Confirmed with Die Regensburger Zeitung auf das Jahr 1824, Regensburg, verlegt von Friedrich Heinrich Neubauer, 1824, page 626.
Authorship:
- by Emmerich Jakob Aurnhammer (1772 - 1817), "Die vier Träume" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Johann Xaver Sterkel (1750 - 1817), "Die vier Träume" [text not verified]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2016-05-01
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