by Karl Gottfried von Leitner (1800 - 1890)
König Hakons letzte Meerfahrt
Language: German (Deutsch)
"Was sitzest du, gelehnt ans Schwert, mein König, hier auf dem Stein und neigst das edle Haupt zur Erd´ und schaust so finster drein? Liegt Erich nicht erschlagen im Tal, floh nicht Jorund davon, und sitzt dir jetzt nicht noch einmal so fest die Königskron?" "Liegt Erich gleich im Tale der Schlacht, floh gleich Jorund davon, mir sinket doch noch vor der Nacht vom Haupte die Königskron´!" "O Hakon, edler König mein, wie sollte das geschehn? Schon bricht gemach der Abend ein, und läßt kein Feind sich sehn." "Wohl Abend wird´s wohl naht die Nacht, reich deinen Mantel mir; der Kampf hat mir so heiß gemacht, daß nun ich fast erfrier." "Nimm hin, mein König, er ist nicht weich, doch wärmt er dich zur Not. Doch weh, o weh! - wie wirst du bleich, wie wird mein Mantel rot!" "Mag sein, mag sein, was kümmert´s dich, die Farb ist echt und gut, und spottet einer drob, so sprich: ´s ist König Hakons Blut!" "O weh, mein König, wert und lieb, so bist du todeswund! Und ich geringer Dienstmann blieb von Kopf zum Fuß gesund." "Laß gut sein, Alter, trockne schnell die Träne dir vom Bart; des Königs Hakon Kriegsgesell sei nicht so weicher Art. Hör jetzt in meiner letzten Stund´ mein letzt Gebot noch an und richt´ es treulich aus jetzund, wie du es stets getan. Wenn kalt mein Herzschlag nimmer sich im Panzer regt, so lad´ auf deine treuen Schultern mich und trag mich ans Gestad! Bemanne das beste Schiff im Reich mit jenen Toten der Schlacht und mitten hinein setz meine Leich´ in schwarzer Eisentracht. Drauf stecke lustig den Bord in Brand und hisse die Segel auf und laß vom teuern Schwedenstrand dem Kiele freien Lauf. Gebeut dann über dies Reich Jorund, den ich im Kampf besiegt; gebeut er doch nicht über den Grund, drin König Hakon liegt!" Und stolz erhebt er noch einmal das Haupt und zuckt vor Schmerz und seufzt und sinket schlaff und fahl an seines Dieners Herz. Der drückt die Augen, so lind er kann, ihm zu mit harter Hand und trägt auf seinen Schultern dann hinab ihn an den Strand. Er setzt die Toten steif und blaß an Bord mit Schild und Speer, die glotzen da wohl grimmig und graß hinaus ins dunkle Meer. Er setzt den König auf dem Verdeck mit Speer und Schild zu Thron, als zieh er, wie sonst der Feinde Schreck, zu Schlacht und Sieg davon. Er steckt den Bord in hellen Brand, er hißt die Segel auf und läßt dann los von finstern Strand das lodernde Schiff zum Lauf. Es schweift hinaus, und strahlt und blinkt noch her aus weiter Fern´, bis mit dem Helden es untersinkt wie ein verlöschender Stern.
Authorship:
- by Karl Gottfried von Leitner (1800 - 1890), "König Hakons letzte Meerfahrt", subtitle: "(nach einer Sage um den norwegischen König Håkon)" [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Anselm Hüttenbrenner (1794 - 1868), "König Hakons letzte Meerfahrt" [voice and piano], confirmed with a CD booklet [ sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]
This text was added to the website: 2017-08-02
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