by Johann Nepomuk Vogl (1802 - 1866)
Die schwarzen Augen
Language: German (Deutsch)
Das war der Junker Emerich, Zu Straßburg in der Stadt, Der an zwei schwarzen Augen sich Nicht konnte sehen saft. Und wo da nur Frau Else saß, Und wo Frau Else ging, Des Junkers Aug' ohn' Unterlaß An Elsens Augen hing. Zu ihrem Erker, heimlich, sacht, Ist täglich drum sein Gang, Dort steht er wohl in mancher Nacht Mit Zitherspiel und Sang. Und vor schön Eisens Schlafgemach Hebt er zu singen an: "Ihr bösen schwarzen Augen, ach, Was habt ihr mir getan! Kein Riegel aber klirrt am Tor, Die Fenster bleiben zu, Und fort durch Nebel, Nacht und Moor Treibt er sich ohne Ruh'. Die Wange ward ihm hohl und bleich, Sein Haar hing wild und wirr, "Ho, junker, sonst an Frohsinn reich, Wie schlimm stets nun mit dir?" Und wieder klagt er einst zur Nacht Vor'm Haus auf ödem Plan: "Du Aug', von dunkler Glut gefacht, Was hast du mir getan ...!" Da leuchtet's plötzlich hell heraus, Aufblitzet Wehr und Stahl, Und wütend tobt aus Elsens Haus Herr Konrad, ihr Gemahl. "Heda! Wer höhnet mir die Frau, Zur Nacht, mit Sang und Klang? Die Fackeln vor, daß ich ihn schau', Das war sein letzter Sang!" Da klirret Kling' an Klinge hell, Doch ach Herr Konrad sinkt, Und seines Blutes warmen Quell Der kalte Baden trinkt. Durch wüste Wälder irrt und flieht Der Junker drauf mit Hast, Ein Nachtgesell des Mondes, zieht Mit ihm er ohne Rast. Nicht weiß er was er will und soll, Nicht was er treibt und tut, Fort stachelt rastlos ihn, wie toll, Die innre wilde Glut. Und vor der süßen Schlafgemach Hebt in der Nacht er an: "Ihr bösen schwarzen Augen, ach, Was habt ihr mir getan!" Dach sieh', da prallet auf das Tor, Draus blitzet heller Stahl, Und tobend tritt ein Greis hervor, Das Haupt gar weiß und fah!. "Frisch auf und sätt'ge deine Wut Am Vater wie am Sohn; Auf, Teufel! auf, der Hölle Glut Harrt deiner lange schon!" Da kommts mit Eins zum Erker wild Gerannt mit lautem Schrei, Frau Else ist's das süße Bild, Das also flog herbei. Auf blickt der Junker, ha, wie braust sein Blut in Qual und Lust, Da läßt den Degen seine Faust, Da zuckt's ihm durch die Brust. "O weh, das war des Alten Schwert, Das also gut mich traf;"" Und nieder sinkt er auf die Erd' Zum kalten Todesschlaf. Noch einmal schaut zum Erker schwach Und lächelnd er hinan: "Ihr bösen schwarzen Augen, ach! Was habt ihr mir getan!"
Authorship:
- by Johann Nepomuk Vogl (1802 - 1866) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Carl Loewe (1796 - 1869), "Die schwarzen Augen", op. 94 no. 2 (1843) [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: John H. Campbell
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