by Hugo Hofmann, Edler von Hofmannsthal (1874 - 1929)
Wie auf der Bühn' ein schlechter...
Language: German (Deutsch)
Available translation(s): ENG
Wie auf der Bühn' ein schlechter Komödiant, auf's Stichwort kommt er, red' sein Teil und geht, gleichgültig gegen alles andere, stumpf, vom Klang der eigenen Stimme ungerührt, und hohlen Tones andere rührend nicht. So über diese Lebensbühne hin, bin ich gegangen, ohne Kraft und Wert, warum geschah mir das? Warum Du, Tod, musst Du mich lehren erst das Leben sehen, nicht wie durch einen Schleier, wach und ganz, da etwas weckend, so vorübergehen? Warum bemächtigt sich des Kinder Sinn's so hohe Ahnung von den Lebensdingen, daß dann die Dinge, wenn sie wirklich sind, nur schale Schauer des Erinnerns bringen? Warum erklingt uns nicht Dein Geigenspiel aufwühlend die verborgene Geisterwelt die unser Busen heimlich hält, verschüttet, im Bewußtsein so verschwiegen, wie Blumen im Geröll verschüttet liegen. Könnt ich mit Dir sein, wo man Dich nur hört, nicht von verworrener Kleinlichkeit verstörrt. Ich kann's, gewähre was Du mir gedroht. Da Tod mein Leben war, sei Du mein Leben, Tod. Was zwingt mich, der ich beides nicht erkenne, das ich Dich, Tod, und jenes, Leben, nenne? In eine Stunde kannst Du Leben pressen, mehr als das ganze Leben konnte halten, das Schattenhafte will ich ganz vergessen, und weih mich Deinen Wundern und Gewalten. Kann sein dies ist nur sterbendes Besinnen, heraufgewühlt vom tödlich wachen Blut, doch hab ich nie mit allen Lebenssinnen so viel ergriffen, und so nenn ich's gut. Wenn ich jetzt, ausgelöscht, hinsterben soll, mein Hirn von dieser Stunde also voll, dann schwinde alles blasse Leben hin, erst da ich sterbe, spür ich, daß ich bin. Wenn einer träumt, so kann ein Übermass geträumten Fühlens ihn erwachen machen. So wach ich jetzt im Fühlens Übermass vom Lebenstraum wohl auf, im Todeswachen. Claudio sinkt zu den Fuessen des Todes nieder. Der Tod, indem er kopfschuettelnd abgeht: Wie wundervoll sind diese Wesen, die was nicht deutbar, dennoch deuten; was nie geschrieben wurde, dennoch lesen; Verworrenes beherrschend binden, und Wege noch im ewig Dunklen finden.
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Authorship:
- by Hugo Hofmann, Edler von Hofmannsthal (1874 - 1929), "Der Tor und der Tod", first published 1893 [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Wolfgang Fraenkel (1897 - 1983), "Tor und Tod", published 1910 [ voice and orchestra ] [sung text not yet checked]
- by H. Meyer von Bremen , "Der Tor und der Tod", published c1930 [ piano, voice ] [sung text not yet checked]
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Knut W. Barde) , "Death and the Fool", copyright © 1998, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this page: Knut W. Barde
This text was added to the website: 2006-04-07
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