by (Karl) Theodor Körner (1791 - 1813)
Das Wunderblümchen
Language: German (Deutsch)
Available translation(s): ENG
Ein Blümchen blüht an stillen Quellen, Und athmet süßen Lebensduft. Es badet sich in klaren Wellen, Und munter mit des Frühlings Schwellen Regt sich die Knospe in die Luft. Schon grünt die Flur mit süßem Prangen, Und Freude färbt die zarten Wangen. Es strahlt der Lenz auf tausend Zweigen, Froh hat sich die Natur verjüngt. Die Jugend schlingt den muntern Reigen, Horch', wie dort durch des Haines Schweigen Das süße Lied der Vögel klingt. Doch schöner, als der Klang im Liede, Färbt sich am Quell die zarte Blüthe. Und Sommer wird's im jungen Leben, Und kürzer weilt die kühle Nacht, Und feuriger wird jedes Streben; Es keimt die Kraft in zarten Reben, Es strahlt das Feld mit goldner Pracht, Die Knospe will die Hülle spalten, Zur Blume herrlich sich entfalten. Und höher steigt der Lauf der Sonnen, Es glüht im dichtbelaubten Thal. Des Nebels Dünste sind zerronnen. Vertrocknend stirbt der klare Bronnen, Der Quell versiegt im Sonnenstrahl. Doch frischer noch in Jugendfülle Entfaltet sich des Blümchens Hülle. Des Spätjahrs Kühle kommt gezogen, Reif glänzt der Traube Gold hervor. Die Sonne sinkt am Himmelsbogen, Es quillt, im Innern auferzogen, Aus Blüthentod die Frucht hervor, Doch ewig schön im zarten Kleide Malt sich des Blümchens süße Freude. Da zieht die Schwalbe durch die Felder, Die Biene zehrt vom Frühlings-Raub, Es pfeift die Windsbraut durch die Wälder, Die Purpurrebe färbt die Kelter, Und raschelnd fällt das dürre Laub; Doch, frei vom ernsten Weltgesetze, Enthüllt das Blümchen seine Schätze. Da stürzt sich mit der ehr'nen Kette Hoch vom Gebirg der Winter los, Er macht die Welt zur Grabes-Stätte, Und mit des Eises Silberglätte Umfesselt er der Erde Schooß, Und mordet auf den kahlen Fluren Des zarten Lebens letzte Spuren. Doch, wie vom Götterblut empfangen, Regt sich des Blümchens süße Pracht. Es strahlt empor mit Gluthverlangen, Und schmückt die Welt mit Frühlings-Prangen, Und lichtet die gewalt'ge Nacht Aufglühend in des Himmels Freie: Das Blümchen ew'ger Liebestreue.
J. Lang sets stanza 2
Confirmed with Theodor Körner's sämmtliche Werke, Im Auftrage der Mutter des Dichters herausgegeben und mit einem Vorworte begleitet von Karl Streckfuß, Berlin: Nicolai'sche Buchhandlung; Wien: Carl Gerold, pages 36-37.
Authorship:
- by (Karl) Theodor Körner (1791 - 1813), "Das Wunderblümchen", first published 1834 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Josephine Lang (1815 - 1880), "Das Wunderblümchen", op. 1 (Acht deutsche Lieder) no. 8 (1828), published 1831, stanza 2 [ voice and piano ], München, Falter und Sohn, note: published without an opus number; designated by Lang in 1867 as opus 1 [sung text not yet checked]
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "The magic flower", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
This text was added to the website: 2006-06-12
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