by Robert Reinick (1805 - 1852)
Ein Mägdlein an dem Brunnen saß
Language: German (Deutsch)
Ein Mägdlein an dem Brunnen saß, Das Herz von Gram umfangen, Von Thränen ihre Augen naß, Gar bleich die jungen Wangen; So saß sie da den ganzen Tag Und sehnte sich dem Liebsten nach, Der erst vor wenig Tagen Zu Grabe war getragen. "Da wollt' ich Wasser holen gehn, Die Rosen zu begießen, Die immer noch so voll und schön In meinem Garten sprießen; Was nützt mir nun der Rosen Lust, Die schmücken sollten Haupt und Brust, Wenn ich am Altar stände? Die Freud' ist nun zu Ende! "Sie mögen welken immerhin, Werd' sie auch nicht mehr sehen; Es ist mir wunderbar zu Sinn, Muß bald zum Liebsten gehen. Doch, Blümlein, die ihr um mich steht, Mir traurig in das Auge seht, Ihr dürfet nicht verderben, Wenn ich nun werde sterben! "Das Wasser, das ich schöpfen wollt', Die Rosen zu erquicken, Ihr, lieben Blumen, haben sollt, Die todte Braut zu schmücken!" - Sie goß es auf die Blümelein, Die blühten auf in lichtem Schein. Da ward nach wenig Stunden Das Mägdlein todt gefunden. All Herzeleid war nun entrückt Aus ihren reinen Zügen; Als eine holde Braut geschmückt Thät sie in Blumen liegen; Die fügten sich gar wunderbar Als lichtes Kränzlein um ihr Haar, Und blühten wie in Schmerzen An ihrem treuen Herzen.
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Authorship:
- by Robert Reinick (1805 - 1852), "Die todte Braut", appears in Lieder, in Romanzen und Balladen [formerly Bilder], first published 1844 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Joseph (Gabriel) Rheinberger (1839 - 1901), "Die tote Braut", op. 81 (1874), published 1875 [ mezzo-soprano, SATB chorus and piano ], Leipzig, Siegel [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Harry Joelson
This text was added to the website: 2009-03-30
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