by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
Totentanz
Language: German (Deutsch)
Sie brauchen kein Tanz-Orchester; sie hören in sich ein Geheule, als waren sie Eulennester. Ihr Ängsten näßt wie eine Beule, und der Vorgeruch ihrer Fäule ist noch ihr bester Geruch. Sie fassen den Tänzer fester, den rippenbetreßten Tänzer, den Galan, den achten Ergänzer zu einem ganzen Paar. Und er lockert der Ordensschwester über dem Haar das Tuch; sie tanzen ja unter Gleichen. Und er zieht der wachslichtbleichen leise die Lesezeichen aus ihrem Stunden-Buch. Bald wird ihnen allen zu heiß, sie sind zu reich gekleidet; beißender Schweiß verleidet ihnen Stirne und Steiß und Schauben und Hauben und Steine; sie wünschen, sie wären nackt wie ein Kind, ein Verrückter und Eine: die tanzen noch immer im Takt.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Toten-Tanz", appears in Der neuen Gedichte anderer Teil, first published 1908 [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Eduard de Boer (b. 1957), "Totentanz", op. 26 (Lieder und Tänze der Nacht) no. 2 [sung text not yet checked]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2008-07-05
Line count: 24
Word count: 115