by Karoline Christiane Louise Rudolphi (1754 - 1811)
Das Leben
Language: German (Deutsch)
Des Lebens Pfad ist Labyrinth, Des Lebens Freuden fliehn geschwind, Des Lebens Kummer nistet sich In unser Herz so festiglich. Sein Morgenroth ist schön und licht, Hat rosenwangigt Angesicht, Doch Sturm und Hagelwetter droht Oft seinem schönsten Morgenroth. Dann schwindet von der trüben Au Die tausendfache Sonn' im Thau, Die Söhne des Gesangs entfiieh Und aller Jubel schwindet hin. Die Mittagssonn' ist brükkend heiß, Da kostets manchen Tropfen Schweiß Und manches O! und manches Ach! Bis endlich neiget sich der Tag. Und dennoch, dennoch nistet sich Des Lebens Liebe festiglich Wie Lebenskummer uns ins Herz; Und weicht und wanket keinem Schmerz. Ja, denn nach Hagelwettern wehn Die Lüfte freundlich; es entstehn Der Blumen viel auf trüber Au, Und glänzen frischer dann im Thau. Am Mittag thut der Schatte wohl, Und wieder wird das Herz uns voll Von neuem frischem frohem Muth, Und achtet nicht der Sonne Gluth. Auch quillt in uns ein steter Quell So freundlich labend und so hell, Heißt Hoffnung, stärket wunderbar, Oft, was schon halb verschmachtet war; Quillt rastlos und versieget nicht, Auch wenn herein der Abend bricht, Die lange Nacht sich niedersenkt, Uns freundlich noch sein Nektar tränkt. O liebevoller Vater, du, Von dir kommt dieser Quell der Ruh, Daß er uns sey ein Unterpfand Von einem bessern Vaterland.
Authorship:
- by Karoline Christiane Louise Rudolphi (1754 - 1811), "Das Leben" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Johann Friedrich Reichardt (1752 - 1814), "Das Leben", published 1790 [ voice and piano ], from Cäcilia: erstes Stück, no. 4 [sung text not yet checked]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2012-02-28
Line count: 40
Word count: 213