by Wilhelm Henzen (1850 - 1910)
Der Nachtwandler
Language: German (Deutsch)
Im Lichte deiner Augen Nachtwandl' ich durch die Welt. Du stehst mit Mondeshelle An meinem Himmelszelt. Du führst mich auf die Schwelle, Du weisest mir den Pfad, Ich wandle selbstvergessen Auf schwindlicht engem Grat. Ich wage mich vermessen In's Reich der Luft empor, Kein Ruf und keine Mahnung Von unten trifft mein Ohr. Doch kommt es mir wie Ahnung, Wohin ich mich verirrt, Sobald mein eigner Name Mir zugerufen wird. Als ob mein Flug erlahme, So halt' ich plötzlich still, Und frage, was die Menge, Die Welt noch von mir will. Mit fürchterlicher Enge Belastet's meine Brust; Dan schwindest mir, ich bebe, Mein selber jäh bewußt. Amsonst, daß ich erhebe Zur Gottheit Herz und Hand: Du strahlst von deinem Sitze, Du hältst mich festgebannt. Bis mich von höchster Spitze Der tiefste Fall zerschellt, Muß ich in deinem Licht Nachtwandeln durch die Welt.
Confirmed with Deutsches Dichterheim, zehntes Jahrgang, ed. by Paul Heinze, Dresden-Striesen: Paul Heinze's Verlag, 1890, page 143. Appears in issue no. 8.
Authorship:
- by Wilhelm Henzen (1850 - 1910), "Der Nachtwandler" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Jenő Hubay (1858 - 1937), "Der Nachtwandler", op. 53 (Fünf Gesänge) no. 4 (1894), published 1895 [ voice and piano ], Berlin, Ries & Erler [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Melanie Trumbull
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