by Anonymous / Unidentified Author
Von ewiger Freude
Language: German (Deutsch)
Ach arme Seel', wie magst hie wohn'? Warum ziehst nit noch heut' aus? Wohl hast du einen schlechten Thron, Es ist doch nur ein Beinhaus! Sieh aus dem Tal ins Himmels Saal, Schau' in die g'lobte Wohnung. Denn diese Welt weit überschreit Der Welt Lust und Bewohnung. So schwing' dich denn, du edles G'müt, Verlaß das Tal der Zähre, Verlaß die Welt, Fleisch und Geblüt, Der bös' Wieg ist der näh're: Laß dich nicht irr'n das G'wülk und G'stirn, Sieh, daß du hindurch dringest, Es sei bei Sonn' oder bei Mond, Sieh, daß 'du dich durchzwingest. B'hüt Gott, wie soll ich dies verstehn? Die Erden fangt an weichen, Städt', Märkt' und Fleck' zurücke gehn, Mein G'sicht kann's nicht erreichen. Die Spitz' der Türm' sich auch verlier'n, Allg'mach die Berg' verschwinden: Nichts, eitel nichts ist, was man sicht; Bleib' Erden, bleib nur hinden. Ach Petre, der du d'Schlüssel hast, Mach' auf die selig Porten, Laß ein mich armen, schlichten Gast, Gib statt und Platz mein Worten. Tu mir die Gnad' und weis' mir d'Stadt, Von der ich so viel g'höret, Die niemand sicht, der nit 'drum ficht Und ritterlich sich wehret. Gott sei gelobt, wohl steht mein Sach', Ersprossen hat das Bitten: Ich hör' schon, wie die Porten krach', Aus bestem Stein geschnitten. Das schön Gebäu steh off' und frei, Mein Herz vor Freuden tobet; Bin schon im Saal, drum noch einmal Ruf ich: Gott sei gelobet! O Christe, was Wunder ich find', Hie glanzet all's wie Feuer! Die Stadt ist auf pur Gold gegründt', Pur Gold ist alles G'mäuer. Angel und Pfost nit minder kost, Die Tor mit Gold sich schließen, Gassen und Platz von gleichem Schatz, Das Gold tret' ich mit Füßen. B'hüt Gott, was Lust und Süßigkeit Hab'n diese, die hier wohnhaft! Nit auszusprechen ist die Freud' Der auserwählten G'sellschaft! Zu allerseit wird zubereit, Die Gäst' man niedersetzet: Das große Mahl genießen all, Vom Lamm werd'n sie ergetzet. Den ganzen Saal Gott selbst versiecht, Zierlich umgürt' mit Weißen, Christus ist Wirt, trägt auf die G'richt, Als er zu tun verheißen. Er selb' schenkt ein den süßen Wein, Die schön' Kredenz geht umher, Aus einem Faß, ohn' Unterlaß, Rinnt g'nug, wird doch nicht leerer. Wünsch', was dein Aug' blos wünschen kunnt, Das haben die Auserwählten; Wünsch, was gelusten mag dein Mund, Das haben die Auserwählten. All's, was von Zierd' der Seel' gebürt, Was der Leib mag begehren, In diesem Land mit reicher Hand Gott alles tut bescheren. Der Teufel selbst sein' Schwachheit weiß, Darf sich nicht an sie wagen; Viel weniger das übrig G'schmeiß Ihm traut 'was zu erjagen. Die kleinst' Begierd' sich da nicht rührt, Das Fleisch hat sich ergeben, Hat Treu' dem Geist und G'horsam g'leist', Will friedlich forthin leben. Ein ewig' Fried' ist aufgericht', Als uns die Palmen anzeigen, An allem Ort man Lorbeer siecht, Die Statt ist voller Ölzweigen. Dies solle sein mein Vaterland, Hie Christe, will ich bleiben, Kein Trübsal, Marter, Spott noch Schand' Soll mich von hinnen treiben.
Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Hans Gál (1890 - 1987), "Von ewiger Freude", op. 1 (1912), published 1916, first performed 1913 [SSAA quartet and double women's chorus, with organ and 2 harps], cantata ; Universal Edition, Vienna [ sung text verified 1 time]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2009-10-16
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