by Joseph Viktor von Scheffel (1826 - 1886)
Wartburg‑Dämmerung
Language: German (Deutsch)
Die Sonne ist verglommen Und Dämmnmg wandelt sacht, Willkommen, Gottwillkommen, O Burg auf hoher Wacht: Gleich einem, dem im Dunkeln Der Freundin Auge winkt, Hat mir ein spätes Funkeln Vom Turm noch zugeblinkt. Denn wie der Tag erstehend Mit erstem Strahl dich grüßt, Hat er, zur Rüste gehend, Zuletzt noch dich geküßt. Noch schmiegt sich warm ein Glühen Um deiner Felsen Moos, Als riss es nur mit Mühen Und Schmerz von dir sich los. Dich liebt das Licht. Es webet Goldfäden in dein Kleid, Und jeden Stein umschwebet Ein Hauch von Heiterkeit: Drum hebt das Herz sich freier, Der Sinn wird frisch und rein, Dunstnebels blasser Schleier Hüllt nur die Niedrung ein. Und was am Niedern kleblich, Vertörung, Haß und Wahn, Das kreucht und keucht vergeblich Zu deinen Höhn hinan. Zu Gottes klaren Sternen Hebst du das Haupt empor, Aus lichten Himmelsfernen Hörst du der Engel Chor.
Authorship:
- by Joseph Viktor von Scheffel (1826 - 1886), "Wartburg-Dämmerung", appears in Frau Aventiure. Lieder aus Heinrich von Ofterdingens Zeit, in Wartburglieder, no. 4, first published 1863 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Oswald Körte , "Wartburg-Dämmerung", published 1890 [voice and piano], from Frau Aventiure. 6 Lieder von Scheffel für 1 Singstimme mit Pianofortebegleitung, no. 3, Berlin, Raabe & Plothow [ sung text not yet checked against a primary source]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2010-04-13
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