by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
Trauben trägt der Weinstock!
Language: German (Deutsch)
Mephistopheles (mit seltsamen Gebärden) : Trauben trägt der Weinstock! Hörner der Ziegenbock; Der Wein ist saftig, Holz die Reben, Der hölzerne Tisch kann Wein auch geben. Ein tiefer Blick in die Natur! Hier ist ein Wunder, glaubet nur! Nun zieht die Pfropfen und genießt! Alle (indem sie die Pfropfen ziehen und jedem der verlangte Wein ins Glas läuft): O schöner Brunnen, der uns fließt! Mephistopheles: Nur hütet euch, daß ihr mir nichts vergießt! (Sie trinken wiederholt.) Alle (singen): Uns ist ganz kannibalisch wohl, Als wie fünfhundert Säuen! Mephistopheles: Das Volk ist frei, seht an, wie wohl's ihm geht! Faust: Ich hätte Lust, nun abzufahren. Mephistopheles: Gib nur erst acht, die Bestialität Wird sich gar herrlich offenbaren. Siebel (trinkt unvorsichtig, der Wein fließt auf die Erde und wird zur Flamme): Helft! Feuer! helft! Die Hölle brennt! Mephistopheles (die Flamme besprechend): Sei ruhig, freundlich Element! (Zu den Gesellen.) Für diesmal war es nur ein Tropfen Fegefeuer. Siebel: Was soll das sein? Wart! Ihr bezahlt es teuer! Es scheinet, daß Ihr uns nicht kennt. Frosch: Laß Er uns das zum zweiten Male bleiben! Altmayer: Ich dächt, wir hießen ihn ganz sachte seitwärts gehn. Siebel: Was, Herr? Er will sich unterstehn, Und hier sein Hokuspokus treiben? Mephistopheles: Still, altes Weinfaß! Siebel: Besenstiel! Du willst uns gar noch grob begegnen? Brander: Wart nur, es sollen Schläge regnen! Altmayer (zieht einen Pfropf aus dem Tisch, es springt ihm Feuer entgegen) : Ich brenne! ich brenne! Stoßt zu! der Kerl ist vogelfrei! (Sie ziehen die Messer und gehn auf Mephistopheles los.) Mephistopheles (mit ernsthafter Gebärde) : Falsch Gebild und Wort Verändern Sinn und Ort! Seid hier und dort! (Sie stehn erstaunt und sehn einander an.) Altmayer: Wo bin ich? Welches schöne Land! Frosch: Weinberge! Seh ich recht? Siebel: Und Trauben gleich zur Hand! Brander: Hier unter diesem grünen Laube, Seht, welch ein Stock! Seht, welche Traube! (Er faßt Siebeln bei der Nase. Die andern tun es wechselseitig und heben die Messer.) Mephistopheles (wie oben): Irrtum, laß los der Augen Band! Und merkt euch, wie der Teufel spaße. (Er verschwindet mit Faust, die Gesellen fahren auseinander. Siebel: Was gibt's? Altmayer: Wie? Frosch: War das deine Nase? Brander (zu Siebel): Und deine hab ich in der Hand!
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Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), no title, appears in Faust, in Der Tragödie erster Teil (Part I) [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
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- Also set in German (Deutsch), [adaptation] ; composed by Antoni Henryk Radziwill, Fürst.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
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