by Heinrich Heine (1797 - 1856)
Anno 1829
Language: German (Deutsch)
Daß ich bequem verbluten kann, Gebt mir ein edles, weites Feld! Oh, laßt mich nicht ersticken hier In dieser engen Krämerwelt! Sie essen gut, sie trinken gut, Erfreun sich ihres Maulwurfglücks, Und ihre Großmut ist so groß Als wie das Loch der Armenbüchs. Zigarren tragen sie im Maul Und in der Hosentasch' die Händ; Auch die Verdauungskraft ist gut - Wer sie nur selbst verdauen könnt! Sie handeln mit den Spezerein Der ganzen Welt, doch in der Luft, Trotz allen Würzen, riecht man stets Den faulen Schellfischseelenduft. O, daß ich große Laster säh, Verbrechen, blutig, kolossal - Nur diese satte Tugend nicht, Und zahlungsfähige Moral! Ihr Wolken droben, nehmt mich mit, Gleichviel nach welchem fernen Ort! Nach Lappland oder Afrika, Und seis nach Pommern - fort! nur fort! O, nehmt mich mit - sie hören nicht - Die Wolken droben sind so klug! Vorüberreisend dieser Stadt, Ängstlich beschleungen sie den Flug.
Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), "Anno 1829", appears in Neue Gedichte, in Romanzen, no. 7 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Reiner Bredemeyer (1929 - 1995), "Anno 1829", published 1976, from Heine-Lieder: 15 Lieder, no. 8 [sung text not yet checked]
- by Don Forsythe (1932 - 2015), "Anno 1829", 2008, published c2008 [ high voice and piano ], from Romanzen, no. 7 [sung text not yet checked]
- by Uwe Hilprecht (b. 1939), "Anno 1829" [sung text not yet checked]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website between May 1995 and September 2003.
Line count: 28
Word count: 151