by Anna (Nuhn) Ritter (1865 - 1921)
Einem Todten
Language: German (Deutsch)
Available translation(s): ENG
Wie dunkel ist's! Nur wenn der Sturmgott droben Sein leuchtend Schwert nach Wolkenriesen zückt, Erhellt sich mir der Pfad, dann schreit' ich eilend, Ein Büchlein zitternd an die Brust gedrückt. Gedichte sind's! Der Sehnsucht irres Stammeln, Der Schrei der Noth, ein blasser Traum von Glück, Gedanken, aus der Einsamkeit geboren... In ihre Heimath trag' ich sie zurück. Ein Garten lockt im fahlen Licht der Blitze, Am düstern Thor das Schweigen Wache hält, Dort opf're ich im Schatten der Cypressen, Ein Lebender im Bann der Todtenwelt. Da liegt das Grab! Ein Kreuz ist drauf gebettet, Die Lippen preß ich auf den kalten Stein Und suche einen halbverwischten Namen - Ach der ihn trug, vor Jahren war er mein. Wie dunkel ist's! Nur von den Lilien windet Ein seltsam feierlicher Glanz sich los, Den Epheu bieg' ich schweigend auseinander Und leg' das Buch in seinen dunk'len Schooß. Gedichte sind's! Ein Buch wie viele and're, Mir aber zittert jede Zeile nach, Gedichte sind's, in banger Zeit gesungen Von einer Seele, die in Sehnsucht brach.
Authorship:
- by Anna (Nuhn) Ritter (1865 - 1921), "Einem Todten", appears in Gedichte, in 1. Das Ringlein sprang entzwei, no. 36 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "To one who has died", copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2012-05-28
Line count: 24
Word count: 171