by Anonymous / Unidentified Author
Translation by Johann Gottfried Herder (1744 - 1803)
Das nußbraune Mädchen
Language: German (Deutsch)  after the Scots Gaelic
Es kam zu ihr, Leis an die Tür, Ihr Lieb um Mitternacht: "Tu, Mädchen, auf Im schnellen Lauf, Eh jemand hier erwacht!" Sie tat ihm auf In schnellem Lauf: "Ich muß, ich muß von hier, Zum Tod verdammt Von Richter amt, Nehm' Abschied ich von dir. Ich muß gar bald In wilden Wald; Sonst ist's um mich geschehn." "O nein, o nein! Es kann nicht sein! Auch ich will mit dir gehn." "Was ist der Zeit Glückseligkeit, Sie wandelt Lieb' in Not!" "O Lieber, nein! Es kann nicht sein, Uns scheidet nur der Tod!" "Ach, Liebe, nein! Ich muß allein, Bleib' hier und tröste dich; Es stillt die Zeit Ja alles Leid, Sie stillt dir's sicherlich. Was wird die Stadt, Die Zungen hat, So scharf wie Spieß und Schwert, Für bittre Schmach Dir reden nach, Wenn sie die Flucht erfährt?" "Ach, Lieber, nein! Es kann nicht sein; Mich tröstet keine Zeit; Ein jeder Tag, Der kommen mag, Macht neu mir Herzeleid. Was geht die Stadt, Die Zungen hat, Was ihre Schmach mich an? Komm, Liebster, bald Zum grünen Wald, Wenn er uns sichern kann." "Der grüne Wald Ist wild und kalt Und drohet mit Gefahr; Wenn meine Hand Den Bogen spannt, So zitterst du fürwahr! Er hascht man dich, So bind't man dich, So leidest du mit mir; So folgt auf Not Der bittre Tod; Bleib' hier, Ich rate dir!" "Nein, Lieber, nein! Die Lieb' allein Macht sicher in Gefahr, Sie giebt dem Weib Auch Mannesleib Und Mannesherz fürwahr. Wann deine Hand Den Bogen spannt, Lausch ich für dich und mich, Und trotze Not Und trotze Tod Und sichre mich und dich!" "Der wilde Wald Ist Aufenthalt Für Räuber und fürs Tier; Kein Dach und Fach Als Himmelsdach, Als Laub zur Decke dir! Dein' Hütt' und Raum Ist Höhl' und Baum, Dein Bette kalter Schnee; Dein kühler Wein Muß Wasser sein, Dein Labsal Hungersweh." "Der grüne Wald Ist Aufenthalt Der Freiheit mir und dir. Folg' ich dir nach, Was brauch ich Dach? Was dir ziemt, ziemet mir. Dein' harte Hand Tut Widerstand Dem Räuber und dem Wild, Schafft Speis' und Trank, Und lebenslang Die Quelle süß mir quillt!" "Wohlan, so sei Denn fest und treu, Und hör ein ander Wort. Der grüne Wald Ist Aufenthalt Für meine Buhle dort. Die lieb' ich sehr Und lieb' sie mehr Als dich, die alt mir ist, Nun wähle dort Den Ruheort Ohn' allen Weiberzwist." "Laß immer sein Die Buhle dein Im grünen Walde dort; Ich will, wie dir, Auch folgen ihr, Will horchen ihrem Wort, Und lieben dich, Und üben mich, Und wären's mehr auch noch! In süßer Pflicht Und fehlen nicht Der Liebe süßem Joch!" "O Liebste mein, Kein Flitterschein, Kein Wandel ist in dir! Von allen je, Die ich erseh, Bist du die Treue mir! Sei frei und froh, Es ist nicht so, Ich bin nicht fortgebannt! Sei ohne Harm, Ich bin nicht arm, Ich bin ein Graf im Land!" "Sei was du bist, Die mit dir ist, Ist immer Königin! Was wankt so oft Und unverhofft, Als falscher Männer Sinn? Du wankest nie! Und spät und früh Will ich die Deine sein; Alt oder neu, Bin ich dir treu, Lieb' ewig dich allein!"
Authorship:
- by Johann Gottfried Herder (1744 - 1803) [author's text not yet checked against a primary source]
Based on:
- a text in Scots Gaelic by Anonymous/Unidentified Artist [text unavailable]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Carl Loewe (1796 - 1869), "Das nußbraune Mädchen", op. 43 no. 3 (1835) [ voice and piano ], from 3 Balladen, no. 3 [sung text checked 1 time]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website between May 1995 and September 2003.
Line count: 145
Word count: 533