by Anna (Nuhn) Ritter (1865 - 1921)
Morgenwanderung
Language: German (Deutsch)
Aus dunklen Thalen, drin die Sorge rauscht, Lenk ich den Schritt auf vielgewundnen Wegen Dem ernsten Reich der Einsamkeit entgegen. Längst blieb des Städtchens muntres Bild zurück, Die Buchenwälder wichen scheu zur Seite, Die schlanke Tanne giebt mir das Geleite. Dann bleibt auch sie und macht den Kiefern Platz, Armselig Volk, gekrümmt von Sturm und Wettern, Das kaum den Muth noch hat, empor zu klettern. Und nun allein! Kein Laut des Lebens mehr Dringt an mein Ohr, im klaren Morgenscheine Steh ich allein im Todtenreich der Steine. Wie groß! Wie still! In Andacht bebt mein Herz, Denn zu mir nieder in dem heil'gen Schweigen Fühl ich die Gottheit ihre Stirne neigen. Und einsam kreist ein Falke hoch im Blau, Wie eine Seele, die den Staub bezwungen Und jubelnd sich zur Sonne durchgerungen.
Confirmed with Anna Ritter, Gedichte, Neunte Auflage, Stuttgart und Berlin: J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger, 1900, pages 209-210.
Authorship:
- by Anna (Nuhn) Ritter (1865 - 1921), "Morgenwanderung", appears in Gedichte, in 3. Nach Jahren, no. 35 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
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This text was added to the website: 2017-01-11
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