by Karl Busse (1872 - 1918)
Die Schaukel
Language: German (Deutsch)
Es hat in Sommertagen Weit über Strauch und Land Die Schaukel uns getragen, Die tief im Garten stand. Wie wir uns jauchzend schwangen In blaue Höhn hinein! Wir neckten und wir sangen In tollsten Kinderein. Ich zupfte dich am Kleide, Ich griff nach deinem Haar, Und waren doch schon beide Fast volle sechzehn Jahr. Und die Aurikeldüfte Umflossen deinen Kopf, Es flog durch alle Lüfte Dein blonder Mädchenzopf. Der Sommersüdwind brachte Mir deines Haares Wehn, Dein roter Mund, der lachte: Die Mutter darfs nicht sehn! Dein Antlitz stand in Flammen Und höher! jauchztest du, So flogen wir zusammen Den Birnbaumzweigen zu, Daß einer von den Aesten Sich schwer zu biegen schien, Und aus den kleinen Kästen Erschrockne Staare schrien. Ich kam von langem Wandern, Und unser Gartenplan Gehörte längst schon andern, Das hat mir wehgethan. Doch ging ich durch die Pforte, An Buchs und Beet entlang Und steh' nun vor dem Orte, Wo einst dein Lachen klang. Es rannen kaum drei Jahre, Die Vögel schrein im Wind - Ob das die alten Staare Von jenem Sommer sind? Mir sagten alle Leute, Es wär' ein schöner Tag, - Ich weiß nicht, was ich heute So garnicht schaukeln mag?! Ich seh' die Sonne scheinen, Ihr Licht, das macht mir Schmerz, Mir ist so recht zum Weinen, So sonderbar ums Herz. Ich glaub', mich hat das Leben Samt seinem Glück genarrt, Ich seh' die Schaukel schweben, Die alte Schaukel knarrt. Das war in Sommerstunden, Wo ich sie fliegen sah - Der Birnbaum ist verschwunden, Und du bist auch nicht da. Der Baum ward alt und mürbe, Man hat ihn längst gefällt, - Ach daß noch einer stürbe Und ginge von der Welt.
Authorship:
- by Karl Busse (1872 - 1918), "Die Schaukel", appears in Hedwig, no. 10 [author's text checked 1 time against a primary source]
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