by Theodor Fontane (1819 - 1898)
Treu‑Lieschen
Language: German (Deutsch)
"Mein Lieschen, stell das Weinen ein, Auf Regen folgt ja Sonnenschein, Ich kehr' mit Schwalb' und Flieder Und wohl noch früher wieder." Der Bursche sprach's. Vom Giebeldach Sah ihm Treu-Lieschen lange nach, Bis Hoffnung wiederkehrte Und ihren Thränen wehrte. Die Äuglein wurden wieder klar, Das Herze jeden Kummers bar, -- Sie wußte, mit dem Flieder Kam ihr der Liebste wieder. Der Frühling kam mit Duft und Klang, Treu-Lieschen harrte mondenlang, Herbstwind durchfuhr den Garten, -- Vergeblich war ihr Warten. Wohl kam der Frühling viele Mal, Ihr Liebster nimmermehr in's Thal, Doch Lenz um Lenz auf's Neue, Rief sie: "nun kommt der Treue!" Es konnt' ihr Herz, das Jahr um Jahr Dem Liebsten treu geblieben wahr, Es konnt' ihr Herz nicht fassen, Er haben sie verlassen. Grau ward ihr Haar, welk ihr Gesicht, Das Alter kam, sie wußt' es nicht, Ihr Hoffen und ihr Lieben, Ihr Herz war jung geblieben. Und als der Tod sie heimgeführt, Hat ihn das treue Herz gerührt, Und mit des Liebsten Mienen Ist er vor ihr erschienen.
Confirmed with Theodor Fontane, Gedichte: zweite, vermehrte Auflage, Berlin: Wilhelm Hertz, 1875. Appears in Bilder und Balladen, pages 147 - 148.
Authorship:
- by Theodor Fontane (1819 - 1898), "Treu-Lieschen", appears in Gedichte, in Bilder und Balladen [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Anton Krause (1834 - 1907), "Treu-Lieschen", op. 34 (Vier Gesänge für 1 Singstimme mit Pianofortebegleitung) no. 3, published 1889 [ voice and piano ], Leipzig, Breitkopf & Härtel [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Melanie Trumbull
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