by Eduard Rudolf Grisebach (1845 - 1906)
Das Lied von dem Tanhäuser
Language: German (Deutsch)
Nun will ich aber heben an Von dem Tanhäuser zu singen Und was er Wunders hat gethan Mit seiner Frau Venussinnen. -- Tanhäuser war ein Ritter gut, Er wollte groß Wunder schauen, Da zog er in den Hörselberg Zu Venus der schönen Frauen. Herr Tanhäuser! ihr seid mir lieb, Daran sollt ihr gedenken, Ihr habt mir einen Eid geschworn, Ihr wollt nicht von mir wanken. Frau Venus! das hab' ich nicht gethan, Ich will dem widersprechen, Wenn das wer anders sagte als ihr, Gott helf mirs an ihm rächen. Herr Tanhäuser! wie redet ihr nun? Ihr sollt bei mir verbleiben, Ich will euch meine Gespielin geben Zu einem ehlichen Weibe. Nähme ich mir ein ander Weib Als die ich lieb' und kenne, So müßte ja in der Hölle Glut Meine Seele ewig brennen. Ihr sagt mir viel von der Hölle Glut Und habt sie nicht empfunden-- Gedenkt an meinen rothen Mund, Der lachet zu allen Stunden. Was hilft mir euer rother Mund? Er ist mir gar unmäre, Gebt Urlaub, edle Fraue zart, Bei aller Frauen Ehre! Herr Tanhäuser, ihr wollt Urlaub haben? Ich will euch keinen geben: Bleibt hier bei uns, mein Ritter gut, Und fristet euer junges Leben! Mein Leben das ist worden krank, Ich mag nicht länger bleiben, Gebt Urlaub, edle Fraue zart, Von euerm stolzen Leibe. Herr Tanhäuser, nit redet also, Ihr thut euch nit wol besinnen, Laßt uns in die Kammer gehn Und spielen der heimlichen Minne. Das thu' ich nicht! es ward mir leid Zu spielen der heimlichen Minne, Eure braunen Augen brennen wie Feur, Ihr tragt den Teufil darinne. Herr Tanhäuser, was redet ihr nun? Ihr solltet mich nicht schelten, Wenn ihr zurückkehrt in den Berg, Ihr müßt es mir entgelten. Frau Venus, gebet Urlaub mir, Ich will nicht länger bleiben!-- Maria, Mutter, reine Magd, Hilf mir von diesem Weibe! Herr Tanhäuser, ihr sollt Urlaub haben, Nehmt Urlaub von dem Greisen! Doch wo ihr auch im Land umfahrt, Mein Lob, das sollt ihr preisen.-- Da schied er wieder aus dem Berg In Jammer und in Reue: Ich will gen Rom wol in die Stadt, Auf einen Pabst vertrauen. Nun fahr' ich fröhlich auf die Bahn, Gott mög' der Reise walten; Zum heil'gen Vater, Pabst Urban, Der mög' meine Seele behalten. Und als er kam nach Rom hinein Mit müden, blutenden Füßen, Da fiel er nieder auf seine Knie Seine Sünden wollte er büssen. Ach, heiliger Vater Pabst Urban, Ich trage Reu im Sinne, Ich bin gewesen sieben Jahr Im Berg einer Teufelinne. Ich habe gesündigt sieben Jahr Mit Venus, der schönen Frauen, Nun möcht ich Buß' und Beicht empfahn Und Gottes Gnade schauen. Der Pabst trug einen Stab in der Hand, Den steckt er in die Erden: Wann dieses Stäblein Rosen trägt, Soll dir vergeben werden. Tannhäuser ging zur Kirche hinaus, War traurig ohne Maaßen: Ich dachte Gott wär' gnädig mir, Nun muss ich von ihm lassen. Und als er kam vors Thor hinaus, Begegnet ihm unsre Liebfraue: Behüt dich Gott, du reine Magd. Dich darf ich nimmer anschauen. Und als er wieder kam vor den Berg, Er sah sich um gar weite: Gott segne die Sonne, Gott segne den Mond, Dazu meine lieben Freunde! Frau Venus ihm entgegen kam: Ich hab' euer lang entbohren, Seid gottwillkommen, Herr Tanhäuser, Mein Buhle auserkoren. -- Sie rückt ihm einen Stuhl herbei: Tanhäuser, willst du nicht sitzen? Sie holte ihm einen goldnen Pokal: Tanhäuser, willst du nicht trinken? Er wollte essen und trinken nicht, Da nahm sie ihn bei den Händen, Sie zog ihn in die Kammer hinein, Er ging nicht sehr behende. Sie kamen aus der Kammer heraus, Frau Venus mit Lachen und Scherzen; Tanhäuser sprach kein einzig Wort, Ließ schweigend sich küssen und herzen. Um diese Stund' begann in Rom Der dürre Stab zu grünen, Und als es zu der Vesper kam, Da trug er Laub und Blumen. Der Pabst schickt Boten in alle Land', Tanhäuser es zu verkünden, Die Boten aber kehrten zurück, Sie konnten ihn nirgend finden. Der Pabst betrübte sich gar sehr Er faltet zum Beten die Hände: Tanhäuser blieb in Frau Venus Berg Ewiglich ohne Ende.
Confirmed with Der neue Tanhäuser, [4th edition], Stuttgart und Berlin: J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger, [1922], pages XV-XXI.
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
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Authorship:
- by Eduard Rudolf Grisebach (1845 - 1906), "Das Lied von dem Tanhäuser", appears in Tanhäuser: eine Dichtung in zwei Theilen [author's text checked 1 time against a primary source]
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- Also set in German (Deutsch), [adaptation] ; composed by Paul Geisler.
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
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