by Alfred Hartmann (1814 - 1897)
Der treue Gefährte
Language: German (Deutsch)
Es war ein gutes Rebenjahr, Das Jahr, als ich geboren war. Mein Vater legt in Keller ein Ein Faß vom allerbesten Wein. Als ich verließ das Vaterhaus, Leert' ich die erste Flasche aus. Da war mein Muth gar wohl bestellt: Wie schön schien mir die ganze Welt. Und als ich meiner süßen Braut Durch Priesters Hand ward angetraut, Da tranken wir aus einem Glas Allbeide von dem edlen Naß. Nach einem kurzen Flitterjahr Mein Weib mir einen Sohn gebahr; Ich schenkt' mir einen Becher voll Und trank' ihn auf des Sohnes Wohl. Es rann' mir mancher Tag im Glück. Und mancher brachte Mißgeschick; Stets fand ich frischer Lebensmuth In meinem goldnen Rebenblut. Da kam der Tod und klopfte an; Mein liebes Weib führt' er von dann. Kaum fort, kehrt er zurück geschwind Und nahm mir auch mein liebes Kind. Ich saß in meinem Haus allein; Von meinem Wein schenkt' ich mir ein, Und manche Thräne floß hinein, Und bitter ward der edle Wein. Ich und mein Wein wir sind nun bald An volle hundert Jahre alt; Und ist die letzte Flasche aus, So leg' ich mich ins finstre Haus.
Confirmed with Blumenlese aus den neuern Schweizerischen Dichtern, zweiter Band, Zürich: Friedrich Schultheß, 1860. pages 93 - 94.
Authorship:
- by Alfred Hartmann (1814 - 1897), "Der treue Gefährte" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Carl Wilhelm Fliegel , "Der treue Gefährte", op. 7 (Acht Lieder für eine Singstimme mit Pianoforte) no. 4, published 1854 [ voice and piano ], Berlin, Bahn [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Melanie Trumbull
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