by Emanuel von Geibel (1815 - 1884)
Mittagszauber
Language: German (Deutsch)
Im Garten wandelt hohe Mittagszeit, Der Rasen glänzt, die Wipfel schatten breit; Von oben sieht, getaucht in Sonnenschein Und leuchtend Blau, der alte Dom herein. Am Birnbaum sitzt mein Töchterchen im Gras; Die Märchen liest sie, die als Kind ich las; Ihr Antlitz glüht, es ziehn durch ihren Sinn Schneewittchen, Däumling, Schlangenkönigin. Kein Laut von außen stört; 's ist Feiertag -- Nur dann und wann vom Thurm ein Glockenschlag! Nur dann und wann der mattgedämpfte Schall Im hohen Gras von eines Apfels Fall! Da kommt auf mich ein Dämmern wunderbar, Gleichwie im Traum verschmilzt was ist und war; Die Seele löst sich und verliert sich weit In's Märchenreich der eignen Kinderzeit.
Confirmed with Gedichte und Gedenkblätter von Emanuel Geibel, Vierte Auflage, Stuttgart: Verlag der J.G. Cotta'schen Buchhandlung, 1865, page 317.
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Mittagszauber" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Theodor Leschetizky (1830 - 1915), "Mittagszauber", op. 32 (Sechs Lieder für tiefe Stimme mit Pianoforte) no. 1, published 1866 [ low voice and piano ], Wien, Spina [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
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