Wenn [jemand]1 eine Reise tut,
So kann er was verzählen.
D'rum nahm ich meinen Stock und Hut
Und tät das Reisen wählen.
Da hat er gar nicht übel dran getan,
Verzähl' Er [doch]2 weiter, Herr Urian!
Zuerst ging's an den Nordpol hin;
Da war es kalt, bei Ehre!
Da dacht' ich denn in meinem Sinn,
Daß es hier besser wäre.
Da hat er gar nicht übel dran getan,
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!
In Grönland freuten sie sich sehr,
Mich ihres Ort's zu sehen,
Und setzten mir den Trankrug her:
Ich [ließ ihn aber]3 stehen.
Da hat er gar nicht übel dran getan,
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!
Die Eskimos sind wild und groß,
Zu allem Guten träge:
Da schalt ich Einen einen Kloß
Und kriegte viele Schläge.
Da hat er gar nicht übel dran getan,
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!
Nun war ich in Amerika!
Da sagt ich zu mir: Lieber!
Nordwestpassage ist doch da,
Mach' dich einmal darüber.
Da hat er gar nicht übel dran getan,
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!
Flugs ich an Bord und aus in's Meer,
Den Tubus festgebunden,
Und suchte sie die Kreuz und Quer
Und hab' sie nicht gefunden.
Da hat er gar nicht übel dran getan,
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!
Von hier ging ich nach Mexico -
Ist weiter als nach Bremen -
Da, dacht' ich, liegt das Gold wie Stroh;
Du [sollst 'n]4 Sackvoll nehmen.
Da hat er gar nicht übel dran getan,
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!
Allein, allein, allein, allein,
Wie kann ein Mensch sich trügen!
Ich fand da nichts als Sand und Stein,
Und ließ den Sack da liegen.
Da hat er gar nicht übel dran getan,
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!
Der Mogul ist ein großer Mann
Und gnädig über Maßen
Und klug; er war itzt eben dran,
['n]5 Zahn auszieh'n zu lassen.
Da hat er gar nicht übel dran getan,
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!
[ ... ]
Hm! dacht' ich, der hat Zähnepein,
Bei aller Größ' und Gaben!
Was hilfts denn auch noch Mogul sein?
Die kann man so wohl haben!
Da hat er gar nicht übel dran getan,
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!
Ich gab dem Wirt mein Ehrenwort,
Ihn nächstens zu bezahlen;
Und damit reist' ich weiter fort,
Nach China und Bengalen.
Da hat er gar nicht übel dran getan,
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!
Nach Java und nach Otaheit
[Und]6 Afrika nicht minder;
Und sah bei der Gelegenheit
Viel Städt' und Menschenkinder.
Da hat er gar nicht übel dran getan,
Verzähl' Er doch weiter, Herr Urian!
Und fand es überall wie hier,
Fand überall ['n]5 Sparren,
Die Menschen grade so wie wir,
Und eben solche Narren.
Da hat er übel, übel dran getan,
Verzähl' Er [nicht]7 weiter, Herr Urian!
Fünf Humoresken für vier Männerstimmen
Song Cycle by Carl Loewe (1796 - 1869)
1. Urians Reise um die Welt  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Matthias Claudius (1740 - 1815), "Urians Reise um die Welt "
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "La volta al món del Senyor Urian", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Jurriaans reis om de wereld", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Matthias Claudius Werke, Dritter Band, Hamburg: Perthes, 1844, pages 97-100
1 Berger: "Einer"; further changes may exist not noted above.2 Loewe: "nur", passim.
3 Loewe: "aber ließ ihn"
4 Loewe: "sollst dir 'n"
5 Loewe: " 'nen"
6 Loewe: "Nach"
7 Loewe: "nun nicht"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Melanie Trumbull , Dr Siglind Bruhn
2. Der Stabstrompeter  [sung text checked 1 time]
Seht den Stabstrompeter! Brüder, seht, da steht er. Dieses ist der wackre Mann, Der so wohl trompeten kann, Wie kein Anderer. Seht den Stabstrompeter! Seine Kunst versteht er. Wenn es gehn sollt' an den Sturm, Blies er wie vom Kirchenthurm Übers ganze Heer. Seht den Stabstrompeter! Mehr als das versteht er. Wenn es an das Einhau'n gieng, Die Trompet zur Seit' er hieng, Griff zum Säbel er. Seht den Stabstrompeter! Mit der Klinge mäht er, Bis der Feind am Boden ist, Dann gibt er der Klinge Frist, Dann trompetet er. Seht den Stabstrompeter! Brüder, seht, da steht er. Ist in unserm ganzen Heer Noch ein zweiter so wie der, Nun so tret' er her!
Authorship:
- by Friedrich Rückert (1788 - 1866), "Der Stabstrompeter ", appears in Jugendlieder, in Kranz der Zeit, Stuttgart und Tübingen: in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, first published 1817
Go to the single-text view
Confirmed with Gesammelte Gedichte von Friedrich Rückert, Dritter Band, Erlangen, Verlag von Carl Heyder, 1837, page 259.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Melanie Trumbull
3. Es war das Kloster Grabow  [sung text checked 1 time]
Das war das Kloster Grabow Im Lande Usedom, Das nährte Gott vor Zeiten Aus einer Gnaden Strom. Es schwammen an der Küste, Daß es die Nahrung sei, Den Mönchen in dem Kloster All' Jahr' zwei Fisch' herbei. Sie hätten sich sollen begnügen. Zwei Störe, groß, gewaltig - Dabei war das Gesetz, Daß jährlich sie den einen Fingen davon im Netz. Der and're schwamm von dannen Bis auf das and're Jahr, Da bracht' er einen neuen Gesellen mit sich dar. Sie hätten sich sollen begnügen. Da fingen wieder einen Sie sich für ihren Tisch, Sie fingen regelmäßig Jahraus, jahrein den Fisch. Einst kamen zwei so große In einem Jahr herbei -- Schwer ward' die Wahl den Mönchen, Nun, welcher zu fangen sei. Sie hätten sich sollen begnügen. Sie fingen alle beide; Den Lohn man da erwarb, Daß sich das ganze Kloster Den Magen d'ran verdarb. Der Schaden war der kleinste, Der größte kam nachher: Es kam nun gar zum Kloster Kein Fisch geschwommen mehr. Sie hätten sich sollen begnügen.
The text shown is a variant of another text. [ View differences ]
It is based on
- a text in German (Deutsch) by Friedrich Rückert (1788 - 1866), "Bestrafte Ungenügsamkeit", appears in Gesammelte Gedichte II
Go to the single-text view
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Die Riesen und die Zwerge  [sung text checked 1 time]
Es ging die Riesentochter zu haben einen Spaß Herab vom hohen Schlosse, wo Vater Riese saß. Da fand sie in dem Tale die Ochsen und den Pflug, Dahinter auch den Bauern, der schien ihr klein genug. Die Riesen und die Zwerge! Pflug, Ochsen und den Bauern, es war ihr nicht zu groß, Sie faßt's in ihre Schürze, und trug's aufs Riesenschloß. Da fragte Vater Riese: "Was hast du, Kind, gemacht?" Sie sprach: "Ein schönes Spielzeug hab ich mir hergebracht." Die Riesen und die Zwerge! Der Vater sah's, und sagte: "Das ist nicht gut, mein Kind! Tu es zusammen wieder an seinen Ort geschwind. Wenn nicht das Volk der Zwerge schafft mit dem Pflug im Tal, So darben auf dem Berge die Riesen bei dem Mahl." Die Riesen und die Zwerge!
Authorship:
- by Friedrich Rückert (1788 - 1866), "Die Riesen und die Zwerge"
Go to the single-text view
Confirmed with Gesammelte Gedichte von Friedrich Rückert, Dritter Band. Erlangen: Carl Heyder, 1837, pages 490 - 491.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Melanie Trumbull
5. Martini  [sung text checked 1 time]
O heiliger Martine, Kommst du nun bald in's Land? Vom Himmel vollauf Regen, Und Kot aus allen Wegen, Das ist für dich ein Wetter, Da bist du bei der Hand. O heiliger Martine, Die Gänse schreien schon; Sie schreien sehr und klagen: Es geht uns an den Kragen, O seht das lange Messer! Es kommt der Kirchweihpatron. O heiliger Martine, Die Braten sind im Haus, Dazu die warmen Kuchen; Mach' nur, daß Gäst' uns besuchen Und sich nicht scheu'n vor'm Wetter, Du machst dir ja auch nichts daraus. O heiliger Martine, Laß klingen die Geigen im Land! Laß tanzen, trinken und essen; Auch deine Zeit ist gemessen; Bald kommt die heil'ge Kath'rine Und hängt die Geig' an die Wand.
Authorship:
- by Friedrich Rückert (1788 - 1866), "Martini-Kirchweih", appears in Jugendlieder
See other settings of this text.
Confirmed with Gedichte von Friedrich Rückert, Neue Auswahl, Zwei und zwanzigste Auflage, Frankfurt am Main, J. D. Sauerländer's Verlag, 1886, page 191.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Melanie Trumbull