by Christoph August Tiedge (1752 - 1841)
Hell, mit Blüten überschleiert
Language: German (Deutsch)
Hell, mit Blüten überschleiert, Lauscht des Hains geweihte Nacht, Wo die Gottvermählte feiert; Aber eine Stimme wacht. Psyche schwebt durch Rosenzweige; Alles blüht in heiterm Licht. Stimme der Entführung, schweige! Aber ach! sie schweiget nicht. Psyche, trotz dem Warnungsrufe, Hört den Zauberton der Welt, Neigt sich von der Götterstufe Lüstern nieder, horcht - und fällt. Psyche fällt! ein dunkles Ahnen Zittert um die Büßerin, Wie das Graun erzürnter Manen, Durch die sanften Rosen hin. Schatten sind's, die sie umgeben. Wie ein holdes Traumgesicht, Schwand der Gott aus ihrem Leben, Nur aus ihrem Herzen nicht. Blühte das Gesträuch nicht röter, Das in Kronen sich ergoß, Als der reine Himmelsäther, Noch um Psyches Wange floß? Ach! die Schuld im Busen schattet Tief herauf in ihren Blick; Seufzer flehn, von Gram ermattet, Den verlornen Gott zurück. Alles stumm, wo Psyche wallet; Nur ein leis' entwehtes Ach, Das den Hain durchgirrte, hallet Ihr die Felsentochter nach. Auch den Gott, der alle Ketten Des gedrückten Lebens bricht, Ruft sie an, sie zu erretten; Doch der Gott erhört sie nicht. Seine finstern Schrecken zeigend, Naht der stille Genius, Und versagt ihr, ernst und schweigend, Den erflehten Friedenskuß. Endlich ist es ihr gelungen, Abzubüßen ihre That; Endlich hat sie ausgerungen; Die Erlösungsstunde naht. Hohes, himmlisches Erbarmen Geht ihr auf, wie Sonnenblick; Psyche kehret zu den Armen, Denen sie entsank, zurück. Lichte Kronen in den Händen, Nahn die Götter sich, und weihn, Psyches Gottheit zu vollenden, Sie zur Braut des Himmels ein.
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- by Christoph August Tiedge (1752 - 1841), no title, appears in Urania, in Dritter Gesang (Leben. Glückseligkeit. Wahrheit) [author's text checked 1 time against a primary source]
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- by Friedrich Heinrich Himmel (1765 - 1814), "Psyche", 1814, published 1880, from Gesänge aus Tiedge's Urania, no. 11
Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani
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