Meine Herren, heute [sehen]1 Sie mich Gläser abwaschen Und ich mache das Bett für jeden. Und Sie geben mir einen Penny und ich bedanke mich schnell Und Sie sehen meine Lumpen und dies lumpige Hotel Und Sie wissen nicht, mit wem Sie reden. Aber eines Abends wird ein Geschrei sein am Hafen Und man fragt: Was ist das für ein Geschrei? Und man wird mich lächeln sehn bei meinen Gläsern Und man sagt: Was lächelt die dabei? Und ein Schiff mit acht Segeln Und mit fünfzig Kanonen Wird liegen am Kai. Man sagt: Geh, wisch deine Gläser, mein Kind Und man reicht mir den Penny hin. Und der Penny wird genommen, und das Bett wird gemacht! (Es wird keiner mehr drin schlafen in dieser Nacht.) Und sie wissen immer noch nicht, wer ich bin. Aber eines Abends wird ein Getös sein am Hafen Und man fragt: Was ist das für ein Getös? Und man wird mich stehen sehen hinterm Fenster Und man sagt: Was lächelt die so bös? Und das Schiff mit acht Segeln Und mit fünfzig Kanonen Wird beschiessen die Stadt. Meine Herren, da wird [ihr]2 Lachen aufhören Denn die Mauern werden fallen hin [Und die Stadt wird gemacht]3 dem Erdboden gleich. Nur ein lumpiges Hotel wird verschont von [dem]4 Streich Und man fragt: Wer wohnt Besonderer darin? Und in dieser Nacht wird ein Geschrei um das Hotel sein Und man fragt: Warum wird das Hotel verschont? [Und man wird mich sehen]5 treten aus der Tür [am]6 Morgen Und man sagt: Die hat darin gewohnt? Und das Schiff mit acht Segeln Und mit fünfzig Kanonen Wird beflaggen den Mast. Und es werden kommen hundert gen Mittag an Land Und werden in den Schatten treten Und fangen einen jeglichen aus jeglicher Tür Und legen ihn in Ketten und bringen vor mir Und fragen: Welchen sollen wir töten? Und an diesem Mittag wird es still sein am Hafen Wenn man fragt, wer wohl sterben muss. Und dann werden Sie mich sagen hören: Alle! Und wenn dann der Kopf fällt, sag ich: Hoppla! Und das Schiff mit acht Segeln Und mit fünfzig Kanonen Wird entschwinden mit mir.
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View original text (without footnotes)1 Weill: "sehn"
2 Weill: "wohl Ihr"
3 Weill: "und am dritten Tage ist die Stadt"
4 Weill: "jedem"
5 Weill: "Und man sieht mich"
6 Weill: "gen"
Text Authorship:
- by Bertolt Brecht (1898 - 1956), "Die Seeräuber-Jenny", appears in Die Dreigroschenoper [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Kurt Weill (1900 - 1950), "Die Seeräuber-Jenny", from musical Die Dreigroschenoper (The Threepenny Opera) [sung text checked 1 time]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2013-09-21
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