by Robert Eduard Prutz (1816 - 1872)
Zuruf
Language: German (Deutsch)
Und triffst du wo ein Menschenherz Gebeugt von Kummer und von Schmerz, Und sei es Irrthum, sei es Schuld, O habe Ehrfurcht, hab' Geduld. Am Bergeshang, im grünen Tann, Die jungen Bäume sieh dir an, So frisch und keck, so dichtbelaubt, Und neigen seitwärts doch das Haupt. Du weißt nicht wie, du weißt nicht wann, Und doch den Bäumen siehst du's an, Daß sie die Sturmwind hat umbraust Und ihre Wipfel hat zerzaust. Das Schicksal hat denselben Brauch; Es schüttelt junge Herzen auch Und beugt vom rechten Wege sie, Du weißt nicht wann, du weißt nicht wie. Du siehst des Irrthums dunkle Spur, Die stumme Narbe siehst du nur Und kennst die Hand nicht, die sie schlug, Und weißt nicht, was dies Herz ertrug. -- Gleich lacht die Freude allerwärts, Auf eignen Bahnen geht der Schmerz; Drum mit dem Unglück, mit der Schuld, O habe Ehrfurcht, hab' Geduld!
Confirmed with Robert Prutz, Aus der Heimat: Neue Gedichte, Leipzig: F. A. Brockhaus, 1858. Appears in Zweite Liebe, pages 101 - 102.
Authorship:
- by Robert Eduard Prutz (1816 - 1872), "Zuruf", appears in Aus der Heimat: Neue Gedichte, in 1. Zweite Liebe, Leipzig: F. A. Brockhaus, first published 1858 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Heinrich Esser (1818 - 1872), "Zuruf", op. 72 (3 Lieder) no. 3, published 1866 [ voice and piano ], Mainz, Schott [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Melanie Trumbull
This text was added to the website: 2019-02-04
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