by Anonymous / Unidentified Author
Der blinde Fischer
Language: German (Deutsch)
Still sitz' ich hier, das Herz voll Weh', am steilen Ufersrand und lausch' und horch', wie der See bespült die Felsenwand. Ich hör' sie kommen, hör' sie geh'n, die Wellen ohne Zahl; o könnt' ich sie doch wieder seh'n, ach, nur ein einzig' Mal! Wohl saß ich hier oft tagelang, sah nieder in die Flut; wie freute mich der Wellendrang in Abendspurpurglut! Nun ist es um mich tiefe Nacht; der gold'nen Sterne Heer, des Mondes Silberscheibe lacht mir aus der Flut nicht mehr. Doch immer drängt mich's noch zum See, zum lieben Plätzchen hin; da sitz' ich dann im stummen Weh' mit gramgebeugtem Sinn. Ich lausch' und zähl', wie Well' an Well' sich bricht am Ufersrand; der Tränen bitt'rer Wehmutsquell rinnt nieder in den Sand. O rinnt, ihr Tränen, bis das Herz mit seinem Kummer bricht! Ach, bitt'rer als der Todesschmerz ist Leben ohne Licht!
Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Heinrich Proch (1809 - 1878), "Der blinde Fischer", op. 17, published 1838 [ voice and piano ], Wien, Diabelli und Co. [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2022-05-28
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Word count: 145