by Anonymous / Unidentified Author
Zeiten schwinden, Jahre kreisen
Language: German (Deutsch)
Zeiten schwinden, Jahre kreisen, und so wechseln Wieg' und Grab: Menschen werden, blühn und greisen, treten auf und treten ab. Flüchtig sind des Bluts gefühle wenn es durch die Adern irrt: glücklich, wer noch fern vom Ziele seines Lebens weise wird. Rüstig schwinget ihre Flügel die uns zugemessne Zeit, und mit tiefverhängtem Zügel fliehet die Gelegenheit, vielen Menschen bis zur Asche unerkannt, ein fremder Gast: wohl dem Weisen der die Rache muthig bey der Stirne fast! Seht den Frühlingsbach! wie helle spiegelt sich in ihm der Hain; Seht auf jeder Silberwelle tanzen Zephirs ihre Reihn; kühlen lieblich uns und schwinden, wie die Well' am Ufer hin: Brüder, lernt die Freuden finden; sie genießen, ist Gewinn. Ob sich auch ein Sturm erhübe, güsseschwanger stundenlang, daß er wirbelnd flöss' und trübe: hört! es ist ein Übergang. Die Gewitterwolken scheiden vor dem Strahl des Sonnenlichts. Brüder, im Vergleich der Freuden sind des Lebens Leiden nichts. Heiter wird die Luft, und heiter fließt der Bach, und aufgeklärt längst des Ufers Blumen weiter, die er küßt und küssend nährt. Wandrer lächeln ihm entgegen, deren Mittagsdurst er wehrt. Brüder, um der Brüder Segen sey die Spanne Zeit uns werth! Glücklich, wer in solchen Bilde seiner Zeit Bestimmung sah! Selbstverbeßrung, Menschenmilde, ob der Pflichten sind wir da. Stündlich mit dem Licht vertrauter, das dem Weisen leuchten kann, laßt uns Menschen seyn, und lauter, und den Menschen zugethan! Dieses Leben gleicht dem Feste, das ein Freund den Freunden giebt; Freunde sind wir, Freund' und Gäste eines Freundes, der uns liebt. Brüder, winkt dereinst die Pause, laßt uns unerschrocken stehn, und vom freundschaftlichen Schmause als vergnügte Gäste gehn!
F. Grund sets stanza 1
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Confirmed with Mildheimisches Lieder-Buch von 518 lustigen und ernsthaften Gesängen über alle Dinge in der Welt und alle Umstände des menschlichen Lebens, die man besingen kann, ed. by Rudolph Zacharias Becker (1752-1822), published in Gotha, 1799.
Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author, "Werth der Zeit" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Friedrich Gottlob Fleischer (1722 - 1806), "Zeitgesang" [ sung text not verified ]
- by Friedrich Wilhelm Grund (1791 - 1874) and by Georg Gerson (1790 - 1825), "Lied", G. 50 (1811), stanza 1. [voice and cello] [ sung text verified 1 time]
Researcher for this page: Christian Mondrup
This text was added to the website: 2017-11-08
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