by Eduard Mörike (1804 - 1875)
Der Geprüfte
Language: German (Deutsch)
Ist's möglich? Sieht ein Mann so heiter aus, Dem, was der Väter Fleiss erst gründete, Was vieler Jahre stille Tätigkeit, Kraft und Geduld und Scharfsinn ihm gewann, In einer Stunde frass der Flamme Gier?? Ihn hebt die Flut des herrlichen Gefühls, Davon die brüderliche Menschheit rings Im schönen Aufrur schwärmt und Ehre mehr Als Mitled zollt verängnishel'gem Unglück. Es dringt dieselbe Macht, die so ihn schlug, Die ew'ge, granzenloser Libe voll, Aus so viel tausend Herzen auf ihn ein, Und wie zum erstenmal in ihre Tiefe Hinunter staunend, wirft er lanchend weg Den Rest der Schmerzen. Ihm hat sich ein Schatz Im unerforschten Busen aufgetan, Und nichts besutzend, ward er überreich, Den nun erst einen Menschen fühlt er sich! Indem er heute noch, sein neues Glück Zu baun, den späten Gipfel grüsst, Magst du, o feige Welt, erkennen, was Der Mensch vermag, wenn ihn ein Gott beseelt.
Authorship:
- by Eduard Mörike (1804 - 1875) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Othmar Schoeck (1886 - 1957), "Der Geprüfte", op. 62 no. 39 (1948-9) [voice and piano], from Das holde Bescheiden: Lieder und Gesänge nach Gedichten von Eduard Mörike, no. 39, Wien: Universal Edition [text not verified]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2005-07-16
Line count: 22
Word count: 147