by Alfred von Meißner (1822 - 1885)
Venezia
Language: German (Deutsch)
Es schlummert eine hehre Seltsame Stadt im Meere Mit tausend bunten Zinnen Im Meere blau und still, Schön wie ein Traum zu schauen, Der bei des Morgens Grauen In Luft und Duft zerinnen, In Nichts zerfliessen will. Der Weg zu ihren Toren, Er ist im Meer verloren. Durch ihre Gassen flutet Und ebbt die salz'ge See. Frühlicht, das mit Trauern Auf ihren Marmormauern Sich täglich neu verblutet, Weint Tränen ihrem Weh! Die Klöster und die Dome Wie Schlösser für Phantome, Die trauernden Paläste Auf Inseln rings umher. Die Gassen und die Brücken, Wo nie ein Ross zu blicken, Dei alten Mauerreste Wie prachtvoll und wie leer! Gesanglos wie die Schwäne Ziehn am Kanal die Kähne. Der Britte fährt in ihnen, Nicht Masken schön und jung! Hoch ob der Flut gezogen Starrt des Rialto Bogen, Ruine bei Ruinen, Nichts als Erinnerung. Veröden und Verwildern Du Moos an Marmorbildern Du blasses Phosphorschimmern, Wo eine Leiche ruht. Meerried auf allen Stufen, Wehlaut in jedem Rufen. Ein still verhalt'nes Wimmern Geht durch die ganze Flut. Du aber, Herz, das säumen Will in geweihten Räumen Bei schöner Vorzeit Runen, Bei alter Helden Schrein! Komm, eh' mit Morgenwinden Die Träume alle schwinden Die Stadt in den Lagunen Ist auch ein Traum von Stein.
Authorship:
- by Alfred von Meißner (1822 - 1885) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Felix (August Bernhard) Draeseke (1835 - 1913), "Venezia", op. 20 no. 6, published 1882 [ high voice and piano ], from Landschaftsbilder. Sechs Gesänge, no. 6, Dresden, Hoffarth [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
This text was added to the website: 2007-07-07
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