by Heinrich Leuthold (1827 - 1879)
Sonnenuntergang
Language: German (Deutsch)
O wie träumt es sich süß am myrthenumbuschten Gestade, Wenn in das leuchtende Meer scheidend die Sonne sich taucht! Feierlich schweigt die Natur; kaum lispeln die Silberoliven, Leise, mit würdigem Ernst, neigen die Pinien das Haupt. Hie und da nur erklingt eintönig die Weise des Fischers, Der des kristallenen Golfs riesigen Spiegel durchfurcht. Heiliger Frieden umwohnt wie der Seligen Inseln dies Eden; Auch in der eigenen Brust wiegt er den Kummer in Schlaf. Bilder der Heimat zieh'n an der Seele vorüber; mit Liebe Denk' ich der Freunde und fast möcht' ich den Feinden verzeih'n; Was sie auch Schlimmes gewollt, mir wandte sich Alles zum Guten, Bitt're Erfahrungen selbst stärken und läutern das Herz. Einst, wenn schon lange des Neids unlautere Quellen versiegt sind, Geb' ich der Heimat dafür Ströme des Wohllauts zurück; Denn die Gabe des Worts zur lieblichen Frucht des Gesange Hast du den Fremdling indeß, südliche Sonne, gereift. - Ha, wie scheidest du dort, verklärt nur vom eigenen Lichte, Königlich groß noch im Tod, segenverbreitend Gestirn! Selbst auf das nied're Gewölk, das neidisch den Pfad dir verdunkelt, Wirfst du den Abglanz noch, während du siegend versinkst. Rosige Segel zieh'n fernhin ... gehüllt in verglühenden Purpur, Den es von dir sich geborgt, schlummert das ewige Meer.
Authorship:
- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Sonnenuntergang", written 1871 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Othmar Schoeck (1886 - 1957), "Sonnenuntergang", op. 57 no. 13 (1944) [high voice and piano], from Der Sänger: Liederfolge nach Gedichten und Strophen von Heinrich Leuthold, no. 13, Wien: Universal Edition [text not verified]
Researcher for this page: Harry Joelson
This text was added to the website: 2007-07-03
Line count: 22
Word count: 207