by Robert Walser (1878 - 1956)
Reisen
Language: German (Deutsch)
Available translation(s): ENG
Wie reizend ist das Reisen, man setzt sich in die Eisenbahn, hat angenehme Kleider an, vorüber fliegen Häuser, Bäume, als wären es nur duft'ge Träume. Die Räder knattern leise. Auf irgendwelche Art und Weise kommt man in Konversation und ist beinah befreundet schon. Reisen hat einen ganz bestimmten Ton, besteh'nd aus Freundlichkeit und Leichtsinn, aus ein klein wenig Achtung vor dem Leben, zu wenig nicht und nicht zu viel. Natürlich setzt man sich ein Ziel, man nimmt es jedoch gar nicht wichtig. Wicht'ges wird nichtig, denn man empfindet es als Spiel. Heut ist man hier und morgen dort, wer reist, gelangt von Ort zu Ort. Die Städte, Dörfer, Flüsse, Seen, die Gassen, Mappen, Mädchen, Buben, die Bahnhofhallen, Lesestuben, und was man ausserdem gesehn, wird nachher ins Notizbuch aufgeschrieben, weil's in Erinnerung geblieben.
Authorship:
- by Robert Walser (1878 - 1956) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Meinrad Schütter (1910 - 2006), "Reisen", 1991. [ sung text checked 1 time]
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Peter Palmer) , copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this page: Peter Palmer
This text was added to the website: 2010-07-22
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