by Johannes Martin Miller (1750 - 1814)
An die Dämmerung
Language: German (Deutsch)
Wie warst du, kühle Dämmrung, mir Vor kurzem noch so lieb! Nun naht sich Traurigkeit mit dir, Und alles ist mir trüb. Sonst hülltest du in dein Gewand Mich und mein Mädchen ein; An ihrer lieben weißen Hand Vergaß ich aller Pein. Ihr Auge blickte, minder scheu, Mir freundlich ins Gesicht, Und barg das Pfand der Lieb' und Treu', Die stille Zähre, nicht. Manch leiser Seufzer schlich sich ihr Tief aus des Herzens Grund; Und mancher Händedruck von mir That meine Lieb' ihr kund. Wir saßen ganze Stunden so, Verloren nicht ein Wort, Und doch ging uns die Zeit so froh, Und ach! so eilig fort. Der Mond und alle Sterne sahn Vom blauen Himmelszelt; Wir sahn so froh und stolz sie an, Als dient' uns alle Welt. Nun leb' ich von dem Mädchen weit, Beklage mein Geschick; Und wünsche die vergangne Zeit Mit Thränen mir zurück.
Appeared first in a letter from Johannes Martin Miller to Philipp Christoph Kayser dated 28 August 1775. Confirmed with Die Grenzboten: Zeitschrift für Politik und Literatur, XXIX. Jahrgang, viertes Vierteljahr, zweite Semester, zweiter Band, Leipzig: Friedrich Ludwig Herbig, 1870. Appears also in the feature article "Briefe aus der Sturm- und Drangperiode, I ", by Dr. C. A. H. Burkhardt, pages 421 - 433; the poem is reproduced on page 428.
Authorship:
- by Johannes Martin Miller (1750 - 1814), "An die Dämmerung", written 1775 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Philipp Christoph Kayser (1755 - 1823), "An die Dämmerung", published 1777. [ sung text not yet checked against a primary source]
Researcher for this page: Melanie Trumbull
This text was added to the website: 2019-03-04
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