by Johanna Voigt (1854 - 1939), as Johanna Ambrosius
Vorüber
Language: German (Deutsch)
Vorüber ist die Jugendzeit Mir schnell, fast unbewußt, Vorüber manches herbe Leid, Manch’ Seufzen in der Brust. Ob Maienglanz, ob Winterschnee, Ob Falschheit oder Treu, Ob hohe Lust, ob tiefes Weh - Heut’ ist’s mir einerlei! Nicht grünt mir mehr ein Hoffnungsreis An meinem Wanderstab, Des Schicksals Hand strich drüber leis’ Die Blüten alle ab. Wohl fielen Thränen dazumal, Fast brach das Herz entzwei, Doch heut’, was gilt mir noch die Qual? Heut’ ist’s mir einerlei! Bricht jetzt der Tag auch trübe an, Bläst kalt der Wind aus Nord, Ich treibe meinen Lebenskahn Auch im Gewitter fort. Was wär’s, wenn ihn die Flut verschlang, Ich thät’ nicht einen Schrei, Hinstürb’ ich ohne Sang und Klang - Und alles wär’ vorbei. Drum laß es gehen, wie es will Und nicht so sehr geklagt; Halt, Herz, den Schlägen ruhig still Und sei nicht so verzagt! Vorüber zieht wie Wellenschaum Der Winter, wie der Mai, Bald birgt man dich im engen Raum - Und alles ist vorbei.
Authorship:
- by Johanna Voigt (1854 - 1939), as Johanna Ambrosius, "Vorüber" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Hans Fleischer (1896 - 1981), "Vorüber", op. 22 (6 Lieder für mittlere Stimme und Klavier) no. 6 (1922) [ medium voice and piano ] [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Bertram Kottmann
This text was added to the website: 2015-01-27
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