by Anton, Freiherr von Klesheim (c1816 - 1884)
Der Hirt und das Meerweib
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A Hirt geht in Wald h'naus, Gar trüab is sey Sinn, Er setzt si unt'r a Lindn Gedanknvoll hin. Der Lindnduft schlafert Ihm ein unterm Baum; Und bringt ihm an wundersam Liablichn Traum. Er siecht da a Gstalt, de A Liad ihm vor singt, Was ihm wia a Gsang aus 'n Himmlreich klingt. "Schöner Hirte in der Ferne, Wendet sich Dein Mißgeschick, Darum folg' dem lichten Sterne, Er nur leitet Dich zum Glück. "Und das Meer, da sagt's dem Strome, Und der Strom erzählt's dem Bach, Und die lieben kleinen Wellen Sagen's laut dem Bächlein nach. "Und die Lüfte die es hören, Tragen mild mein Lied zu Dir; Darum willst Du glücklich werden, Schöner Hirte, komm' zu mir!" Jetzt wacht der Hirt auf, und Thuat immer noch hörn, Das liabliche Liad von Sein Glück in der Fern. Und nimmermehr leidt's ihm Jetzt mehr bey die Sein, Er geht in sei Dörfl, in Sei Hüttn hinein. Wo grad sei alts Müatterl Stehn thuat vor der Thür; Er küßt's, druckt ihr d' Hand, Und nimmt Abschied von ihr. Bhüath Gott mei Müatterl liab und guat, I muaß jetzt von Dir scheidn, Denn mi wills in mein Heimathland, Nit länger mehr da leidn. I find das Glück zu Haus da nit, Das Glück, das Lebn von Lebn, Und was mir nit die Heimath gibt, Das soll die Fremd mir gebn. Denn draußn habn d' Rosn an schönern Duft, Das Wasser fliaßt viel klarer, Draußn is der Himml reiner blau, Die Herzn schlagn wahrer. Draußn ist a Lebn erst a Lebn, 's ist Alles schöner, neuer, Und wann a Vögerl draußn fliagt, Derfs höcher fliagn, und freyer! So ziagt der Hirt vom Müatterl fort, Die wanen thuat und bethn; Er blast dazua a lustigs Liad, Auf seiner Hirtn Flötn. Und immer weiter ziagt er furt, Ziagt furt auf hartn Wegn; Er hat das Glück allwal vor Augn, Und kanns halt do nit segn. Er suagt am Berg, er suagt im Thal Das Glück, das wahre, echte, Und glaubt 'r amal er hat das Glück, So wars do niamal 's rechte. Er will den Reichthum, Glanz und Ehr, Will mehr sein als die Andern, Und so thuat er bis übers Meer, Tag, Wochn, Jahr durch wandern. Da kummt das Hamweh über ihm, Das Hamweh mit sein'n Qualn, Und mit der Sehnsucht nach sein Land, Muaß er sein Leichtsinn zaln. So steht der Hirt am Felsn, schaut Hinaus in d' weite See; Das Aug hat er voll Thränen, und Die Brust voll Schmerz, und Weh. Er blast a Liad a traurigs, und Das bricht ihm schier das Herz; Denn in den Liad liegt Wehmuath, A ganze Welt von Schmerz! Jetzt fangt das Meer an z' rauschn, Die Welln steign herauf, Und hebn si wia die Riesn groß, Bis zu sein Fels' hinauf. Und ane von de wildn Welln, Wind't sich zu Füaßn ihm hin, Sie tragt auf ihr an Muschlwagn, Da sitzt das Meerweib drin. Ihr Leib is herrlich, wunderschön, Er könnt nit schöner sein, Den weißn Hals, das schwarze Haar, Das fassn Perln ein. Die Augn leuchtn feuriger, Wia d' Stern am Firmament, Damit schaut sie den Hirtn an, Daß ihm schier 's Herz verbrennt. Er kann von den Augenblick nimmermehr redn; Und möcht ihr so gern do was sagn, Er schauet das Meerweib das schöne gern an, Und kann ihrn Blick nit ertragn. Da ziagt sie an Schleier von Welln übers Gsicht. Dazua thua 'n Harfn-Tön klingen, Der Hirt schaut als wär ihm, der Himml auf gmacht, Denn's Meerweib, das schöne, thuat singen: "Schöner Hirte, tauche nieder, In den grünen Meeres Grund, Denn das Glück das Du gesuchet, Findest Du bei mir zur Stund. "Findest Reichthum, findest Liebe, Silber, blankes Goldgestein, Demant, Perlen und Korallen, Alles soll Dein Eigen sein. "Sollst als Eigen mich besitzen, Will Dich hegen treu und gut. Ja, mein Arm soll Dich umfangen, Mit der reinsten Liebes Gluth. "Meine Lippe soll Dich küssen, Feurig, glühend, für und für, Darum willst Du glücklich werden, Schöner Hirte, komm' zu mir!" Das Liad war verklungen, Der Hirt war verschwundn, Die Harfn Tön hört ma Nur klingn tiaf Untn. Sie klingen wia Tänz Von die Nixn in der See; Wia Hochzeits Musick, Vom schön Hirtn und der Fee. Auf amal wern wild die Tön, Wild wia das Meer, Es wirfts sich a Welln Über d' andere her. Sie steign hinunter, Sie steign hinauf, Und hebn sich wia Riesn Zum Felsn hinauf. Und d' selbe Welln de 's Meerweib Hat herbracht am Muschl-Wagn; Dieselbe Welln hat auf 'n Fels', Den Hirtn als Leichnam tragn. Darum wer in der Heimath is, Der laß si nit verleitn, Durch schöne Redn aus der Fremd, Durch Wort von fremdn Leutn. Wer Glück habn will, und glücklich bleibn, Muaß h'nauf den Blick erhebn, Denn 's wahre Glück kann d' Heimath nur, Kann nur der Himml gebn.
Confirmed with Frau'n-Kaeferl. Gedichte in österreichischer Mundart von Anton von Baron Klesheim, zweite Auflage, Dresden: Verlag von Robert Schaefer, 1858, pages 100 - 107.
Authorship:
- by Anton, Freiherr von Klesheim (c1816 - 1884), "Der Hirt und das Meerweib" [author's text checked 1 time against a primary source]
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