by Carl Gottlob Hausius (1754 - 1825)
Schwimme, Schiffchen! schwimme
Language: German (Deutsch)
Schwimme, Schiffchen! schwimme, Trag uns schaukelnd fort, Durch die Läng' und Krümme Zum bestimmten Ort. Wo im kühlen Schatten Scherz und Lust sich gatten: Bring mit frohem Sinn Bald uns glücklich hin. Doch dein langsam Schleichen Auf der glatten Fluth Eh' wir ihn erreichen -- Ist für uns auch gut. Schaut die bunten Wiesen Die uns freundlich grüßen: Wie vom Westes Hauch Schwanket Baum und Strauch Schlürft die süßen Düfte Von der Blumen Flor, Die die leichten Lüfte Wehn von ihr empor. Ihrer Kelche Nicken Gleich der Schönheit Blicken, Und wer Augen hat, Sieht sich nimmer satt. In des Wassers Spiegel -- das wie Silber strahlt -- Stehen Busch und Hügel Schöner als gemalt. Seht, wie durch die Wellen Sich die Fischchen schnellen: Wie der Sonne Glanz Schaukelt sich im Tanz. Fühlet mit Entzücken Wie das Schiffchen schwebt, Auf des Stromes Rücken Sich bald senkt, bald hebt. Wie die leisen Winde, Jedem hübschen Kinde, In der Gluth Gefühl Wehn die Wange kühl. Bey des Wassers Rauschen An des Schiffchens Rand Läßt es sich fein lauschen An des Liebchens Hand, Bis der Ruder Patschen Und der Stangen Klatschen Aus dem Traum uns weckt Und wohl gar erschreckt. Doch wir fürchten nimmer Eine Seegefahr, Wie die Meeresschwimmer Wenn es Sturmwind war. Können hübsch im Schwülen Jedes Lüftchen fühlen, Und uns obendrein Letzen und erfreun. Immer sind wir weiter Jeden Augenblick. Bleibt der Himmel heiter, Fahrn wir auch zurück; Stießen von der Stelle Bey der Sonnenhelle, Und löscht sie dann aus, Fahren wir nach Haus. Wenn die Sternchen flimmern Und der Mond erscheint, Lassen wir sie schimmern: Wer es herzlich meint, Drückt die Hand dem Liebchen, Und das lose Bübchen Tauscht dann Kuß um Kuß, Schmiegt dann Fuß an Fuß. Traulich sitzen heute Wir in bunten Reihn, In dem Sommerkleide Preislich uns zu freun. Guckt, ob wir nicht sitzen Gar in trüben Pfützen, Und ob nicht ein Fleck Sey im Schiffchen leck. Treibe, Schiffchen, schaukelnd Mit der schönsten Last Durch die Wellen gaukelnd, Bald kommst du zur Rast: In dem sichern Hafen Kannst du bas dann schlafen; Wo aus dir wir gehn Und das Land besehn.
About the headline (FAQ)
Confirmed with Taschenbuch zum geselligen Vergnügen, Leipzig: Hartmann, 1791, pages 154 - 157 (Bayer-München Digitale). Can also be found in Das vollständigste Liederbuch der Deutschen Nation. Hamburg: in der Heroldschen Buchhandlung, 1819. Erster Theil, pages 377 - 380.
Authorship:
- by Carl Gottlob Hausius (1754 - 1825), "Bey einer Wasserfahrt auf der Gondel", from Bey einer Wasserfahrt auf der Gondel, no. 22, first published 1791 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Hans Georg Nägeli (1773 - 1836), "Lustfahrt auf dem See", c1790-5. [voice and piano] [ sung text not yet checked against a primary source]
Researcher for this page: Melanie Trumbull
This text was added to the website: 2017-03-09
Line count: 88
Word count: 350