Schwarzmitternacht liegt über Rom, es saust und braust der Wind, in Angst fährt übern Tiberstrom der Kaiser und sein Kind. Auf Rossen schnell geht's dann ins Land, so jagt sich Lust und Not, so jagt sich in dem Wüstensand der Zauber und der Tod. Der Rose Duft ist hin jetzund, der Stirne golden Band, am Weinpokal der Lüstermund, das purpurne Gewand; der Tanz hört auf, er ist verhallt im üpp'gen Marmorsaal! Nur furchtbar durchs Gebirge schallt der Donner, zischt der Strahl. Der Zeiten Wendung fühlst du nahn, doch fehlt der Sitte Kraft, die himmelsstark aus Zeit und Wahn feste Gebilde schafft. Drum war dein Leben wild verwirrt wie Dorn und Rosenduft: nun pocht das Herz, das Auge irrt in blitzerhellter Luft. Am Kreuze vorbei am Waldessaum hallt wild der Hengste Huf, doch wilder hallt in Busch und Baum gespensterhafter Ruf. Die Hölle hüllt in grellen Schein den Reiter und das Ross, der Sturm bläst wild ins Land hinein, unheimlich wird's dem Tross. Wer folgt uns? fragt der Kaiser bang; o schneller! ruft sein Kind; das Tuch, das um den Hals ich schlang, es schützt nicht vor dem Wind! Nun denkt der Kaiser frührer Zeit, die licht wie Morgenrot; zum Guten wär er jetzt bereit, doch finster naht der Tod. Und näher dröhnt es, furchtbar nah, Verfolger tauchen auf; "voran, voran, ein Hof ist da!", da hemmt das Ross den Lauf. Ein rascher Stoß - das Eisen drang in Neros Herz hinein; am Waldsaum aber stand noch lang das Kreuz im Feuerschein.
Vier epische Gesänge , opus 86
by Joseph (Gabriel) Rheinberger (1839 - 1901)
1. Nero  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Authorship:
- by Franz Alfred Muth (1839 - 1890)
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Researcher for this page: Johann Winkler2. Rolands Horn  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
An duftig grüner Linde saß Kaiser Karl zur Ruh und lauscht dem Bienensummen in Festtagswonne zu; die Rosen blühn, es funkelt im Becher sonn'ger Wein, aus allen Toren ziehen viel ros'ge Jungfräulein. In holden Pfingstentagen ist wundergrün die Welt, und singende Gesellen durchjubeln Wald und Feld. Da küssen sich die Lippen, die sonst verschämt getan, da sehn sich junge Augen in ernster Minne an. Es tanzt, es singt, es jubelt, die Becher klingen drein, was aber mag dem Kaiser, dem Kaiser heute sein? Bei Gott, er springt vom Tische: "Horch! das ist Rolands Horn! Es ruft in langen Tönen, halb Schmerz und halb wie Zorn!" "Herr Kaiser, ach, ihr dachtet des Recken halb im Traum!" Der Kaiser setzt sich wieder, den Jubel hört er kaum. Es winden rote Rosen indes die Jungfräulein; die, Kaiser, müsst ihr tragen, zu schwer ist Gold und Stein! Der Kaiser kaum sie höret und fühlt die Krone nicht, die in die greisen Locken das junge Volk ihm flicht. Wie schön die duftgen Rosen um seine Stirne stehn! Doch Gott! was fehlt dem Kaiser, er mag so traurig sehn! "Ihr Recken, kühne Recken, und hört ihr nicht ein Horn? Von Ronçeval ertönt es, halb Schmerz und halb wie Zorn!" "Was sinnst du, großer Kaiser, besiegt die Mauren sind, wie sollt aus dieser Ferne auch Klänge wehn der Wind! Ein Hirte mag es blasen, der bei der Herde wacht." Herr Karl, er setzt sich wieder und stützt die Stirne sacht. Und um ihn schwirrt der Reigen, so sonnig glüht der Wein, es gluten alle Berge im Abendsonnenschein. Und wieder spricht der Kaiser: "Bei Gott, es war sein Horn, Held Roland hat's geblasen in edlem Heldenzorn! Zu Rosse, auf, zu Rosse!" Die Degen sind schon drauf, es fasst die starke Rechte des Schwertes goldnen Knauf. Zu Ronçeval im Tale war heut ein blutger Tag, da klirrten Helm und Panzer, da traf sich Schlag auf Schlag. Von schlimmer List verraten, liegt Roland wund im Blut, doch flieht auf allen Bergen der Mauren feige Brut. Wie still die weite Erde! Die Bäche rauschen sacht, ein Hirt an seinem Feuer in bangen Träumen wacht. Da regt sich's in den Schluchten, da zieht's wie Wetter schwer von Rittern und von Rossen gen Ronçeval daher. Und als sie nah dem Tale, kein Feind war mehr zu sehn, Herr Roland lag im Blute, sein Antlitz licht und schön. Das Horn war ihm zersprungen in lautem Todesschrei, und wie ein Freund im Kummer lag müd sein Schwert dabei. Sie stiegen von den Rossen, die Recken stolz und hehr, sie beteten gar leise, die Trauer wog so schwer, o Roland, treuer Ritter, nun schlaf in Siegesruh, es drücket dir dein Kaiser das Heldenauge zu!
Authorship:
- by Franz Alfred Muth (1839 - 1890)
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Researcher for this page: Johann Winkler3. Salentin von Isenburg  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
"Es fließt der Rhein so still zu Tal, wir sind allein im Mondenstrahl; o Schäfer, zeige, wie man's macht, dass minnig uns ein Auge lacht." Der Schäfer nimmt die Flöte sein, er spielt so hell im Mondenschein, da wachen auf die Blumen all beim wunderbaren Flötenschall. Es tanzt die Blume wunderfein, bezaubert wohl im Mondenschein, es rauscht der Wipfel laut dazu, der Flötenton lässt ihm nicht Ruh. Es bläst der Schäfer wiederum, da bleibet auch der Graf nicht stumm, er singt und tanzt im Mondenschein, der Graf muss selbst bezaubert sein. "O Gräflein, so jetzt spiel ich dir, die Braut, die Braut, die minnst du mir; ich soll den Zauber lehren dich, o Gräflein mein, ich hüte mich. Was will mir euer Gold so rot, ich treib euch aus die Liebesnot!" Er spielet bis zum Morgenrot, es tanzt das Gräflein sich zu Tod.
Authorship:
- by Franz Alfred Muth (1839 - 1890)
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Researcher for this page: Johann Winkler4. Der Schelm von Bergen  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Zu Frankfurt im Römer Da geigt es und schwirrt, Da schwebet der Reigen, Da wogt es und wirrt; Es rauschet die Seide, Die Augen erglüh'n, Doch die schönsten der Königin Selber erblüh'n. [Sie führet den Reigen,]1 Sie tanzet so fein, Die Blume der Blumen, Die Fürstin am Rhein; Ihr Ritter, der junge Mit goldenem Haar Er tanzet wie Keiner, Schaut Keiner so klar. ["Es fallen die Masken,]1 "Herr Ritter, laßt seh'n, Ob gold'ne Haare Auch Liebreiz umweh'n." "Frau Königin, Eines Nur bitt' ich gar sehr, Erlasset es meiner Und Euerer Ehr'." "O Ritter, was will es, Der König befiehlt: Laßt sehen, welch Antlitz Sich wonnig entstiehlt!" Von Bergen der Henker! -- So [hallet]2 ein Schrei, O holt für ihn selber Ein Stricklein herbei! "Mein König, was hälf' es Der Königin fein? Laßt lieber mich selber Ein Ritter auch sein. Treu will ich Euch dienen In Tanz und in Streit, Kein [treuer]3 im Reiche In [all',]4 aller Zeit!" [Keck ist wohl die Rede,]1 Der Königin sei's! Er schlägt ihn zum Ritter Des Streit's und des Mai's; Von Bergen der [Schelm]5 Sei dein Name von heut' -- Nun tanze und springe, So lang es dich freut!
Authorship:
- by Franz Alfred Muth (1839 - 1890), "Der Schelm von Bergen", appears in Haideröslein ; Ein Liederstrauß, in 3. Erzählendes
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View original text (without footnotes)Confirmed with Franz Alfred Muth, Haideröslein; ein Liederstrauß, Würzburg: Leo Wörl'sche Verlagshandlung, 1870. Appears in 3. Erzählendes, pages 105 - 106.
1 omitted by Rheinberger2 Rheinberger: "schallet"
3 Rheinberger: "treu'rer"
4 Rheinberger: "gar"
5 Rheinberger: "Ritter"
Researcher for this page: Melanie Trumbull