O frage nicht, Was auf des Auges stillem Grunde Mir oft wie eine Thräne bebt, Was schüchtern oft [von]1 meinem Munde Wwie ein verstohlner Seufzer schwebt! Es ist ein Wort, unausgesprochen, Ein selig goldnes Traumgesicht, Und nur mein Blick, mein Herzenspochen Verräth es dir -- o frage nicht! O frage nicht, Was ruhelos in deine Nähe Mich wie ein Zauber mächtig bannt, Warum ich dennoch seitwärts stehe, Wenn du mich lächelnd kaum erkannt! Von Schmetterlingen rings umgaukelt, Genährt vom ersten Sonnenlicht, Ein Röschen du, vom West geschaukelt, Entblättert' ich -- o frage nicht! O frage nicht, Zu welcher früher Sonnenwende Mein kurzers Leben sich gesenkt, Zu welchem Abgrund, welchem Ende Mein müder Fuß hinunterlenkt! Dir sei die Welt ein ew'ger Morgen Voll Maienglanz und Duft und Licht, Was Schmerzen sind, dir sei's verborgen, Leb' wohl, vergiß -- und frage nicht!
Zwölf Gesänge , opus 18
by Alexander Winterberger (1834 - 1914)
10. O frage nicht  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Authorship:
- by Robert Eduard Prutz (1816 - 1872), "Frage nicht!", appears in Buch der Liebe, in 2. Zweites Buch
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View original text (without footnotes)Confirmed with Robert Prutz, Buch der Liebe, Dritte Auflage, Leipzig: Verlag von Ernst Keil, 1874, pages 60-61.
1 Bradsky: "zu"Research team for this page: Peter Donderwinkel , Sharon Krebs [Guest Editor]