Mädchen, was hast du, was ist dir begegnet, Hat dir der Tag heut die Laune verregnet, Siehst so betroffen und wunderlich aus. Guck mir ins Auge, und häng nicht das Köpfchen, Soll ichs von hinten her hoch ziehn am Zöpfchen, Mädel, was ist denn, so sprich dich doch aus. Wird sie verlegen ganz, greift in die Tasche, Bleibt ihr die Hand dort, ein Fisch in der Masche, Endlich, Jasminen. Wie sind sie mir lieb'. Blitzend dann lacht sie: Ich hab' sie gestohlen, Mußte sie heimlich vom Parke her hohlen, Hast sie so gern ja, und hier steht der Dieb. Lachen wir beide, der Weg ist gefunden, Fliegende Freuden und flatternde Stunden, Süßes Geplapper, Getändel und Kuß. Ward doch im Leben aus Liebe, aus Liebe Einmal auch meinethalb jemand zum Diebe, Galgen und Rad' sind nicht immer der Schluß.
Sechs Lieder für 1 Singstimme mit Pianoforte , opus 3
by Heinrich Schenker (1868 - 1935)
1. Versteckte Jasminen  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909), "Versteckte Jasminen", appears in Nebel und Sonne
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Confirmed with Nebel und Sonne. Der gesammelten Gedichte dritter Band von Detlev von Liliencron, dritte Auflage, Berlin und Leipzig: Verlegt bei Schuster & Loeffler, 1902. Neunter Band, Sämtliche Werke von Detlev von Liliencron. Pages 32 - 33.
Researcher for this page: Melanie Trumbull
2. Wiegenlied  [sung text not yet checked]
Vor der Türe schläft der Baum, durch den Garten zieht ein Traum, Langsam schwimmt der Mondeskahn, und im Schlafe kräht der Hahn. Schlaf, mein Wölfchen, schlaf! Schlaf, mein Wulf. In später Stund Küß ich deinen roten Mund. Streck dein kleines, dickes Bein, steht noch nicht auf Weg und Stein. Schlaf, mein Wölfchen, schlaf! Schlaf, mein Wulf. Es kommt die Zeit, Regen rauscht, es stürmt und schneit. Lebst in atemloser Hast, Hättest gerne Ruh und Rast. Schlaf, mein Wölfchen, schlaf! Vor der Türe schläft der Baum, Durch den Garten zieht ein Traum. Langsam schwimmt der Mondeskahn, und im Schlafe kräht der Hahn. Schlaf, mein Wölfchen, schlaf!
Authorship:
- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
3. Vogel im Busch  [sung text not yet checked]
Kleiner Vogel in den Zweigen, Bleib hübsch sitzen, singe weiter, Keine Pfeile führ' ich bei mir, Singe fort, das ist gescheiter. Bange nicht, ich hör' so gerne Deine lieben Zwitscherlieder, Wenn dir linder Frühlingsregen Leise tropft aufs Graugefieder. Doch du hebst die flinken Flügel, Schwingst entsetzt dich in die Gegend, Schein' ich dir denn so gefährlich, Ist der Mensch so graunerregend?
Authorship:
- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909), "Vogel im Busch"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Ausklang  [sung text not yet checked]
Es wird kein Leid so tief gefunden, Dem Heil und Heilung nicht begegnet. - Und hast du's innig überwunden, So recht aus Herzensgrund verwunden, Hat's dich am Ende noch gesegnet!
Authorship:
- by Ludwig Jacobowski (1868 - 1900)
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Researcher for this page: Bertram Kottmann5. Allein  [sung text not yet checked]
Ich sah sie wohl schon Wochen nicht. Wie lang sich Wochen dehnen! Ich sehnte so ihr süß' Gesicht, Doch was hilft alles Sehnen? Sie lebt ja ohne mich so gut, Warum den Frieden stören? Wenn's meiner Seele bitter thut, Sie soll es niemals hören. Man hat mich nicht als Kind verwöhnt Und nicht geliebt den Knaben, Nun bin ich Mann und steh' beschämt, Ich wollt' es besser haben!
Authorship:
- by Ludwig Jacobowski (1868 - 1900), "An ..."
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Researcher for this page: Bertram Kottmann6. Einkleidung  [sung text not yet checked]
Mönkgut Sie stand im Kinderröckchen Noch gestern vor der Thür, Heut' sitzt sie hinter'm Fenster Und stellt ein Mädchen für. Erst gestern ging ich fischen Und bot ihr meinen Gruß, Da kam sie mir entgegen Und gab mir einen Kuß. Heut' kehr' ich heim vom Fange - Kaum nickt sie mit dem Kinn, Als wollte sie mir sagen: Sieh nur, wie groß ich bin! Was doch die Kleider machen! Kaum käm's mir selber an, Sie heute so zu küssen, Wie gestern ich gethan. Das macht die hohe Mütze, Die lange steife Brust - Da hat sie eingeschnüret Die kleine freie Lust. Sie ist ein Mädchen worden, Und ich, ich werd' ein Kind, Und gucke mir die Augen Nach ihrem Fenster blind.
Authorship:
- by Wilhelm Müller (1794 - 1827), "Einkleidung", appears in Lyrische Reisen und epigrammatische Spaziergänge, in Muscheln von der Insel Rügen
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]