Und fast ein Mädchen wars und ging hervor aus diesem einigen Glück von Sang und Leier und glänzte klar durch ihre Frühlingsschleier und machte sich ein Bett in meinem Ohr. [Und schlief in mir.]1 Und alles war ihr Schlaf. Die Bäume, die ich je bewundert, diese fühlbare Ferne, die gefühlte Wiese und jedes Staunen, das mich selbst betraf. Sie schlief die Welt. Singender Gott, wie hast du sie vollendet, daß sie nicht begehrte erst wach zu sein? Sieh, sie erstand und schlief. Wo ist ihr Tod? O, wirst du dies Motiv erfinden noch, eh sich dein Lied verzehrte? -- Wo sinkt sie hin aus mir? ... Ein Mädchen fast...
Rilke Lieder
Song Cycle by Paul Brantley
1. Und fast ein Mädchen  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Die Sonette an Orpheus 1, no. 2
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Knut W. Barde) , "Sonnet to Orpheus", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
1 omitted by Birtwistle.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
2. Rufe mich  [sung text not yet checked]
Rufe mich zu jener deiner Stunden, die dir unaufhörlich widersteht: flehend nah wie das Gesicht von Hunden, aber immer wieder weggedreht, wenn du meinst, sie endlich zu erfassen. So Entzognes ist am meisten dein. Wir sind frei. Wir wurden dort entlassen, wo wir meinten, erst begrüszt zu sein. Bang verlangen wir nach einem Halte, wir zu Jungen manchmal für das Alte und zu alt für das, was niemals war. Wir, gerecht nur, wo wir dennoch preisen, weil wir, ach, der Ast sind und das Eisen und das Süsze reifender Gefahr.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Die Sonette an Orpheus 2, no. 23
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Confirmed with Pierre van Valkenhoff, Over Rainer Maria Rilke In: Dietsche Warande en Belfort, Jaargang 1941(1941), Warande en Belfort–rechtenstatus, p.408
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
3. Sei allem Abschied voran  [sung text not yet checked]
Sei allem Abschied voran, als wäre er hinter dir, wie der Winter, der eben geht. Denn unter Wintern ist einer so endlos Winter, dass, überwinternd, dein Herz überhaupt übersteht. Sei immer tot in Eurydike [—, singender steige,]1 preisender steige zurück in den reinen Bezug. Hier, unter Schwindenden, sei, im Reiche der Neige, sei ein klingendes Glas, das sich im Klang schon zerschlug. Sei — und wisse zugleich des Nicht-Seins Bedingung, den unendlichen Grund deiner innigen Schwingung, dass du sie völlig vollziehst dieses einzige Mal. Zudemgebrauchten sowohl, wie zum dumpfen und stummen Vorrat der vollen Natur, den unsäglichen Summen, zähle dich jubelnd hinzu und vernichte die Zahl.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Die Sonette an Orpheus 2, no. 13
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View original text (without footnotes)Confirmed with Rainer Maria Rilke, Die Sonette an Orpheus, Leipzig: Insel-Verlag, 1923
1 omitted by Birtwistle.Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Joost van der Linden [Guest Editor]